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Die BR-Radltour 1999 (10 Jahre BR-Radeltour) - 819km

Ziel Spaß und Fitness tanken mit 1000 anderen Begeisterten (Kultveranstaltung des Bayerischen Rundfunks BR)
Wann 29.7. - 7.8.1999
Beteiligte Matthias Weisser, mehr als 1000 andere Teilnehmer, kundige ADFC-Radler
Anreise Bahn: Taufkirchen -> Aschaffenburg
von Passau mit dem Zug zurück
Strecke Aschaffenburg -> Würzburg -> Bamberg -> Nürnberg -> Ingolstadt -> Kelheim
-> Straubing -> Passau und mit dem Zug zurück nach München
Räder vom Eingang-Hochrad über Eingangrad, Dreigangrad, Liegerad zum Vielgang-MTB. Ich verwendete ein 3-Gangrad 28" mit rücktrittfreier Nabe und Gepäckträger
Gepäckträger Jutetüte mit Müsliriegeln, Ersatztricot, Sonnenmilch, Notausrüstung für Regen
Werkzeugtasche Putzlappen (besser als Unterhemd !), Öler in Tüte, Rolle Isolierband, Speichenschlüssel, Schraubenzieher, Imbusschlüssel, Taschenmesser, Ersatzmantel, -schlauch, Flickzeug, Reifenhebel, Pumpe, Kettenöffner
angezogen sommerliche Radkleidung, Turnschuhe, Zusatzärmel am Lenker, Radhelm, tragbare Kleinbildkamera Minox35, Wimmerl mit Ersatzfilm, Schreibblock, Stift, Müsliriegeln, Salztabletten, Brustbeutel mit Geld, Ausweis, Telefonkarte, Teilnehmerausweis, Rucksack bei An- und Abreise, der vom THW auf Lastern zwischen den Übernachtungsquartieren transportiert wird
Der Rucksack Kunststoffgeweberucksack mit Verstellbändern: Pullover , Hemd lange Ärmel, Hemd kurz, Trainingshose, Trainingsoberteil, Regenhose, Spannbetttuch, 3 Paar Socken, Turnhose, Leibchen, Unterhose, 2 Radtricotoberteile, 2 Radhosen kurz, Radhandschuhe, Zusatzärmel gegen Sonnenbrand, kleine Tüte mit Handtuch, Batterierasierer, Kamm, Waschlappen, Badehose/Shampoo in der Extratüte, Mullbinde, Pflaster, St. Jakobs-Balsam, Taschentücher, Nagelschere, Reiseunterlagen, Postkarten, Adressen, kleiner Block, Müsliriegel, Ersatzfilme, kleines Kissen, KWAY, Schlafsack mit Riemen aufgeschnallt auf den Rucksack, Jutetasche mit Henkel, wasserdichte Plastiktasche und Sonnenmilch
Erfahrungen Was ist so toll an der BR-Radltour?
+ Kultveranstaltung für Fans und solche, die es werden wollen:
+ die Zugfahrt mit den lustigen Leuten (z.B. Hinweg)
+ die Vielfalt der Teilnehmer (Eingangradler, MTB, Liegerad, Tandem, ...)
+ die gelöste Stimmung, alle per Du
+ die Atmosphäre des Matratzenlagers, der abendliche "Kampf" um die Matratze (auf den Schaumstoffmatratzen schläft man erstaunlich gut)
+ Massenfrühstück, -mittagessen, -happening abends
+ die Absperrung der Polizei, das Fahren bei roter Ampel
+ der lustige Polizist mit dem kühlen Gartenschlauch
+ die Musikanlagen auf den Rädern, das Singen
+ das lange Feld, wo man mal hinten und mal vorn fahren kann (Bandwurm, der sich durch die Landschaft schlängelt)
+ mal den Besenwagen überholen
+ alle 25km eine Trinkpause
+ mit etwas Glück kommt man im Fernsehen
+ der mobile Reparaturtrupp mit Ersatzteilen
+ das Glück mit dem Wetter (besonders in 1999)
+ die verbilligten Freibäder
+ die nette Yvonne Hübner von der Polizei mit den Buttons
+ die Frigeo-Brauselutscher vom B3-Stand
+ das Selbstorganisieren, das Lösen der allgemeinen Probleme
+ daß mir nichts geklaut wurde

Auch die 18% kommt man mit dem 3-Gangrad hinauf, wenn man es langsam angehen läßt, schnell fahren bringt wenig Erholung, da es weiter vorne im Feld immer enger wird (die roten ADFC-Führer fahren konstant ca. 22km/h)
Finanzielles DM 250.- per Bankeinzug für die Tour incl. Übernachtung in den Hallen, DM 59.- für das Bahnticket, ca. DM 200.- Bargeld für Frühstück, Mittag- und Abendessen, an Notgroschen für evtl. benötigte Ersatzteile denken
Tipps Nicht zuviel mitnehmen (Leintuch nicht unbedingt nötig), das einfache Leben genießen, improvisieren beim Frühstück, Städte abends und früh morgens kennenlernen, nachmittags in die Bäder gehen statt an der Dusche anstehen
Aufgeschrieben im August 1999 aus den Notizen der Tour   © 2000-2014 Matthias Weisser

Wie es dazu kam:
Viel hatte ich schon mit dem Rad unternommen. Südtirol, Taufkirchen-Heilbronn-Wiesbaden, die Touren mit dem Radverein. Warum nicht einmal bei der BR-Radltour mitfahren?

Im Januar hatten wir Thomas Gaitanides kennengelernt bei der "Fernweh"-Reise nach Costa-Rica mit dem BR. Wie meinte er so schön: Wenn ich mitwollte bei der Tour, so sollte ich ihm meine Anmeldung zusenden. Als "Tour-Direktor" hätte er so seine Einflußmöglichkeiten. Gesagt, getan, nun war ich also mit dabei. Ende Juli ging es los. Die DM 250.- hatte man eingezogen und auch das Zugticket war bezahlt.

Der Tag davor (29.7.99):
Ich habe einen Gleittag genommen, um das alte 3-Gang-Rad fit machen, Filme zu kaufen und die Sachen zu packen. Hinten brauche ich dringend einen neuen Mantel. Bloß wo? In die Stadt mag ich nicht fahren, also los zum Isarcenter. Beim Sport-Sperk in der Nähe bekomme ich ihn endlich. Sicherheitshalber erneuere ich auch den Schlauch. Zuletzt kommt ein neuer Tachometer ans Rad. Markus hat ihn billig von Aldi.

Was ich alles mitnehme:
Es macht keinen Sinn zuviel mitzunehmen. Schließlich muß ich es ja die ganzen Tage jeweils abends und morgens herumschleppen, auspacken und wieder einpacken. Nur ein Gepäckstück pro Person ist erlaubt. Da ich allein zum Bahnhof fahre entscheide ich mich für den bunten Rucksack, der auf dem Rücken getragen werden kann.

Der Rucksack:
Was soll nun alles hinein? Pullover, Hemd mit langen und mit kurzen Ärmeln, die grüne Trainingshose, Trainingsoberteil, die blaue Regenhose und das Spannbetttuch. Dazu 3 Paar Socken, die kurze Turnhose von Adidas, Leibchen, Unterhose.

2 Radtricots, dazu 2 Radhosen, Radhandschuhe und die roten Zusatzärmel gegen Sonnenbrand. Eine kleine Tüte mit Handtuch, Batterierasierer, Kamm, Waschlappen, Badehose und Shampoo in der Extratüte.

Eine Mullbinde, Pflaster, St.Jakobs-Balsam, Kirschwasser mit Salz gegen Mückenstiche. Dazu Taschentücher und Nagelschere. Die Reiseunterlagen, Postkarten und Adressen. Ein kleiner Block. Müsliriegel. Ein Ersatzfilm 200 Asa und 2 Diafilme. Ein kleines Kissen und das rote KWAY gegen Regen.

Der Rucksack geht so gerade noch zu, für ein zweites Paar Schuhe fehlt der Platz. Auch das Blitzlicht muß zuhause bleiben. Der Helm läßt sich am Rucksack festschnallen. Oben drauf wird der Schlafsack mit einem Riemen aufgeschnallt. Ganz schön schwer ist das Teil geworden.

Jutetasche:
Dazu habe ich noch eine Jutetasche mit Henkel für den Gepäckträger. Innen eine wasserdichte Plastiktasche und gegen Ende der Tour eine Flasche Sonnenmilch. Mittlerweile ist es eine halbe Stunde vor Mitternacht, Zeit ins Bett zu gehen.

Was ich zur Anreise anziehe:
Im Schrank hängen die neuen Blue Jeans. Dazu das rote kurzärmelige Hemd, ein paar weiße Radsocken und die guten Turnschuhe. Unter das Hemd den Brustbeutel mit Isarcard, Personalausweis, Telefonkarte, Techniker-Versichertenkarte, dem Bankbeleg für die bezahlte Zugfahrt und natürlich Bargeld. DM 380.- werden wohl reichen. Links am Handgelenk die alte Braun-Uhr, rechts am Gürtel die schwarze Tasche für den kleinen Fotoapparat. Diesmal nehme ich die alte Olympus XA mit. Die Batterien schauen noch gut aus. Hinten ins Tricot kommen die Müsliriegel und mein kleiner Merkblock mit Stift in der wasserdichten Tüte.

Das Rad:
Ein Radrennen soll es ja nicht werden, also nehme ich das selbstzusammengebaute Diablo-Rad mit der getunten 3-Gang-Nabe und Gepäckträger. Unter dem Gepäckträger eingeklemmt das blaue Schloß, dazu den Schlüssel im Brustbeutel. Vorne am Lenker der neue Tachometer, ans Oberrohr die Trinkflasche. Hinten am Sattel die rote Cannondale-Werkzeugtasche mit Ersatzmantel, Schlauch, Taschenmesser, Reifenhebeln, Flickzeug, Nippelspanner, Bleistift, 4 Bogen Papier und den Schlüssel für Nabe und Hinterrad. Eigentlich kann so nichts mehr schiefgehen.

1. Tag: Die Anreise nach Aschaffenburg (30.7.99):
Der Zug geht um 10:01 am Hauptbahnhof München ab. Die S-Bahn in Taufkirchen fährt lt. Plan um 9:14 ab. Zunächst wird erstmal anständig gefrühstückt. Überbackenes Käsebrot aus dem alten Rowentagrill, noch ein süßes Stück zur Hälfte. Die alten Biosport-Salztabletten, die bereits 1990 verfallen sind nehme ich mit. Schnell noch eine Proberunde mit dem Rad und ein Foto. Alles scheint i.O. Vater bringt meinen Rucksack mit dem Auto zum S-Bahnhof, ich fahre mit dem Rad dorthin. Um 9:00 stehen wir am Bahnsteig. Kurzentschlossen möchte ich nun doch mit dem Rad fahren. Vater ist sichtlich enttäuscht, möchte er mich doch im Zug sitzen sehen. Los geht`s mit dem dicken Rucksack aufgeschnallt durch Unterhaching, durch die Amisiedlung, vorbei an der AGFA, rechts in die Raintalerstraße, dann in die Tegernseer, vorbei am früheren Einwohnermeldeamt. Den Berg hinunter, am Kolumbusplatz rechts, vor dem Entenbach links, über die Reichenbachbrücke über die Isar, die Sonnenstraße entlang, vorbei am abgerissenen Mathäser, rechts war mal der Pini.

Es ist schon ein tolles Gefühl wieder einmal etwas völlig Neues zu machen. Dasselbe Gefühl hatte ich auch 79, als ich mein Abi gerade in der Tasche hatte, vom Bund zurückfuhr, an der TU, bei der Südtirol-Radtour mit Karl Schuster und bei der Heilbronn-Wiesbadentour. Auch der Dr.-Titel 1990 gab einen starken Motivationsschub. Seitdem waren solche Erlebnisse selten geworden.

Der Zug:
Etwa 15 Minuten vor 10 bin ich am Bahnhof. Der Tacho zeigt 15km. Der Zug geht ab Gleis 12. Vor mir sind Radler zu sehen. Es ist ja schon spät. Vorne sind die Radwägen des BR-Sonderzuges. Mein Rad wird in Wagen 6 an die anderen Räder angelehnt (Foto). Davor kommen dann noch weitere. Da sehe ich Rennräder, Mountainbikes und Trekkingräder, meist mit 14 oder mehr Gängen. Mal sehen wie das so wird mit meinen 3 Gängen.

Rammelvoll ist der Zug, die Leute altersmäßig bunt gemischt. Viele haben Lenker- und Satteltaschen. Ich gehe durch einige Wagen, bevor ich bei einigen jüngeren Leuten halt mache (Foto). Einen Ablageplatz für meinen Riesenrucksack finde ich nicht. So stelle ich ihn einfach in den Gang, wo er später mehmals umfällt.

Die Zugfahrt:
10:05 geht es dann los in Richtung Augsburg. Salamibrote werden ausgepackt. Auch ich hab welche dabei. Viele sind schon öfters bei der BR-Radltour dabeigewesen. Eine Frau von der Bahn bringt die Zugverbindungen für die Rückfahrt. Lustig geht die Fahrt dahin. Erinnerungen an die letzte Tour werden ausgetauscht. Mein Gegenüber Günther schenkt mir einen Werbelutscher von Kabel 1. Daneben die Tochter Regine. Ihren grünen Radlhelm hat sie mit Stoff-Blumen beklebt. Ihr gegenüber sitzt ihr Radlfreund vom Vorjahr. Er ist Lehrer. Der Kontrolleur der Bahn kommt, kontrolliert meinen Überweisungsbeleg, vergleicht mit seinen Buchungsdaten und gibt mir die Wertmarke für die Heimfahrt.

Günther schenkt mir eine Sonnenfinsternisbrille aus seinem Fundus (von Kabel 1) für den 11.8.99. Er ist noch müde vom gestrigen open air Kino am Königsplatz. Titannic lief noch bis nach 2:00 und so kam er erst gegen 3:00 ins Bett. Eigentlich wollte ich da auch hin.

Es ist drückend schwül, schnell ist meine Trinkflasche leer. Der Zug fährt flott und ohne Zusteigehalt durch bis Würzburg. 12:54 sind wir da. Hier wird der Fahrer gewechselt (Foto). Nach einer halben Stunde geht es weiter. Günther und Regine geben mir noch ein paar Tips: Der Radschlüssel soll in den Brustbeutel, jedenfalls nicht in den Rucksack, der ja tagsüber nicht erreichbar ist. Der morgendliche Bäcker ist besser als das Frühstück, das vom BRK angeboten wird. "Hat irgendjemand einen Strohhalm?" lautet die Frage mit der hochgehaltenen Tafel Ritter Sport. Regine will ihr Rad-Team Telefleur nennen. Teleschoko, Telefant, Telebeatle, Teletrabbi gibt es offensichtlich schon. Wo fahre ich dann mit? Tele-3-Gang? Mal sehen. 14:35 fährt unser Zug durch einen Tunnel. Die Hitze macht müde. 14:37 fährt der Zug ein, Aschaffenburg Hauptbahnhof.

Der Weg zum Einchecken:
Ich schultere meinen große schweren Rucksack mit dem Schlafsack oben drauf. Am Bahnsteig herrscht ein Riesengedränge. Die Räder sind ganz hinten. Da müssen wir jetzt hin, am schmalen Bahnsteig vorbei an den vielen, die uns bereits mit ihrem Rad entgegenkommen. Irgendwann finde auch ich mein Rad. Dann geht es durch das Gedränge den ganzen Bahnsteig nach vorne. Dort steht ein Kameramann und interviewt manchen Radler. Links ein blauer THW-Laster, wo einige ihr Gepäck abgeben, was dann von kräftigen ehrenamtlichen Händen schwungvoll aufgeladen wird.

Mit dem Rad geht es dann mitten durch Aschaffenburg, immer der Masse nach. Bald ist der Marktplatz erreicht, wo wir unsere Räder erst einmal abstellen können. 1800 Räder wollen erstmal abgestellt werden.

Das Einchecken:
15:05 stehe ich mitten in einer langen Schlange am Eincheckschalter für den Nummernkreis. Was hatte ich doch gleich für eine Nummer? War es 285? Den Infozettel habe ich leider im Rucksack und der ist ja jetzt im THW-Laster. Also muß es ohne gehen. Ich bin nicht der einzige, dem es so geht. Toto Gaitanides hilft einem der Radler aus der Klemme. Ich habe aber noch die Überweisung für den Zug mit. Langsam geht es vorwärts. Ich sehe meinen Namen auf der A4-Liste bei 258. Also nur ein Zahlendreher. Gleich bin ich dran und bekomme auch meine BR-Jutetüte. 15:30 habe ich es geschafft. Vorne am Ausgang stehen jede Menge Pakete mit gelb verpackten Müsliriegeln. Ich nehme mir 6 Stück. Sie schmecken super.

Der Weg zur Unterkunft:
Los geht es zur Unterkunft. Erst einmal suche ich mein Rad. Gar nicht so einfach das in der Masse wieder herauszufinden. Wieder geht es den Radlern einfach hinterher. Die Radlerin vor mir hat stapelweise Wimpel hinten auf dem Gepäckträger von den Etappen der letzten 9 Jahre. Wir halten an der Unterfrankenhalle, einer großen Sporthalle. Das Rad lasse ich erstmal am Geländer stehen.

Die Unterkunft:
Jetzt erst einmal in die Halle. Dort liegen jede Menge Matratzen, ziemlich dicht ausgelegt. Auf jeder Matratze liegt ein Bespanntuch. Ich suche mir einen Platz mehr in Hallenmitte. Es fehlt nur noch das Gepäck. Mit einiger Mühe finde ich meinen Rucksack vor der Halle, wo es der THW abgeladen hat (Foto). Die Schaumstoffmatratze klemmt zunächst fürchterlich beim Versuch den 10cm zu kurzen Überzug aufzuziehen (Foto). Einige haben es trotzdem geschafft. Mit etwas Gewalt geht es dann tatsächlich. Das eine Ende biegt sich dann zwar deutlich hoch, aber was solls.

Die Wundertüte:
In der Tüte, die jeder der angemeldeten Teilnehmer bekommen hat steckt eine dünnwandige blaue Trinkflasche mit Gong-Aufdruck, ein Merkblatt, ein kleiner blauer Aufkleber fürs Rad, ein Anheftbutton mit Vornamen, ein blaues Wimmerl mit schwarzem Gurt zum Umbinden und eine Sonnenbrille.

Die Abendgestaltung:
Nach 3 der guten Gong-Müsliriegeln fühle ich mich wohler. Es ist jetzt 17:15, die Unterfrankenhalle schon ziemlich voll und immer noch kommen neue Radler hinzu. Der Aufkleber hat seinen Platz am Rad gefunden, der Tageswimpel für morgen hängt bereits am Gepäckträger.

Ins Freibad:
Viele fahren los zur Stadterkundung. Mich zieht es ins Freibad, das lt. Info bis 20:00 kostenlos genutzt werden kann. Die Duschen sind kalt (Gegen Aufpreis wohl auch warm?). Neben dem schönen Blick aufs Schloß gibt es auch eine tolle Wasserrutsche ins flache Wasser (Foto). Als ich das Bad gegen 19:30 verlasse wird bereits niemand mehr eingelassen. Bei der Frankenhalle finde ich eine Telefonzelle, die mit Telefonkarten funktioniert.

Dynamo defekt:
Am Marktplatz sehe ich, daß an meinem Tacho unten der Draht weghängt (Foto Schloß + Innenstadt). Bei genauerem Hinsehen fehlt der ganze Unterteil. Das muß wohl im Zug passiert sein. So ist der Dynamo jedenfalls nicht mehr zu brauchen, also breche ich den kläglichen Rest ab und werfe ihn in den nächsten Abfalleimer. Mittlerweile ist es 20:00 geworden, bei der Stadthalle ist nun einiges los.

Viele Stände gibt es da. Bei der Mainpost gibt es Flickzeug gratis, bei der Polizei macht Yvonne schöne BR-Radltour-Buttons mit dem Vornamen. Für das leibliche Wohl gibt es einen Crepe-Stand wo ein Profi leckere Spezialitäten mit Zucker und Zimt oder auch gefüllt mit Nutella, Bananen, Eierlikör etc. zaubert. Außerdem gebrannte Mandeln und Bratwürste. Ich nehme eine Fischsemmel für DM 3.-.

Auf dem Platz stehen jede Menge Biertischgarnituren. Da winkt einer so nett. Also spiele ich mit Anja und ihrem netten Freund Rommeé. Dann legt die Disko von B3 so richtig los. Das erste Lied finde ich toll, aber bald ist es mir einfach zu laut. Ohne Licht (mangels Dynamo) fahre ich zurück, parke das Rad im bewachten Parkhaus und steige 5 Minuten vor 11 in meinem Schlafsack. Morgen soll es gleich zu Beginn eine anstrengende Steigung geben. Zum Schlafen stopfe ich mir ein Tempotaschentuch in die Ohren.

Der erste Fahrtag Aschaffenburg -> Würzburg (31.7.99):
Es ist Samstag, 5:30. Immer mehr Leute stehen auf. Die Geräusche nehmen bis 6:00 stark zu. Überall emsiges Hantieren. Spannbettücher werden abgezogen, Schlafsäcke eingerollt, müde Gesichter eingecremt. Ich ziehe meine Schuhe an, während einige andere noch fest zu schlafen scheinen. Die Haare wasche ich unter dem Wasserhahn. Leider kommt sehr wenig Wasser raus. Nachdem ich den Rucksack gepackt habe bringe ich ihn zum gelben THW-Laster (Foto). Die Matratzen kommen rechts um die Ecke auf den anderen Laster (Foto).

Frühstück + Start:
Mit gefüllter Trinkflasche fahre ich zum Frühstücken in die Stadt. Im Cafe ist mächtig was los. Ich kaufe mir 2 Croissants und eine Semmel für DM 3.60. Bei einem 2. Bäcker kaufe ich eine Breze, einen Zwetschgendatschi, einen Streuselkuchen und eine süße Tasche (DM 8.10). Die Stücke esse ich sofort an Ort und Stelle. Ein anderer Radler hat Butter übrig. Also reicht es noch zu einer Butterbrezel. Dann geht es los in Richtung Start.

Am Start herrscht dichtes Gedränge (Foto). Mein Rad stelle ich vorher an den Straßenrand. Heute ist Markttag. 2 Bananen für DM 1.- stecke ich mir hinten ins Tricot. 3 beschädigte Pfirsiche bekomme ich gratis. Sicherheitshalber esse ich sie gleich. Nebenbei schaue ich bei der Aufwärmgymnastik der AOK zu. Kurz nach 9:00 geht es dann los. Erst im langsamen Schiebetempo, dann zunehmend schneller. Nach ein paar hundert Metern merke ich, daß ich zu warm angezogen bin. Ich fahre rechts ran und ziehe mein Unterhemd aus.

Hinauf in den Spessart:
Steil geht es hinauf in den Spessart. Problemlos fahre ich an vielen vorbei. Ich muß an den Film denken: Das Wirtshaus im Spessart und die Sagen über Räuberbanden in dieser Gegend.

1. Trinkpause bei Hessenthal:
Die erste Trinkpause kommt nach etwa 15km, bald nach der Steigung. Da merke ich, daß ich doch schon leicht ausgepowert bin. Von der Fa. Adelholzener gibt es kühle Getränke aus 2 Lastern gratis. Ich hole mir ein Mineralwasser und eine orange Limonade (Foto). Mittlerweile hat sich eine lange Schlange gebildet (Foto). Einige Radler sitzen im Gras und erholen sich dort. Der Kameramann filmt mich beim Trinken. In der Folge findet die erste Pause meist nach ca 25km auf einer Wiese o.ä. für die 2 Adelholzener Laster statt, man stellt sich dann geduldig in die Schlange bzw. wartet, bis die Hektik vorbei ist. Die letzten Radler kommen erst ca 30-45min später.

Weiterfahrt:
Bergauf und bergab geht es abwechslungsreich weiter. Das Feld ist ziemlich auseinandergezogen, die Strecke gut von der Polizei abgesperrt. Die weiß-grünen Motorräder fahren dazu voraus. Die roten Ampeln gelten für uns nicht. Man sieht Radler mit Radio vorn am Lenker und mit Stange für die Tageswimpel. Auch ein Liegerad mit Wasserpistole. Ein Radler benötigt Werkzeug für seine dejustierte Schaltung. Ich leihe meinen Imbusschlüssel aus. Danach lasse ich mich ein gutes Stück zurückfallen. Erstaunlich, wie lange der Troß nach hinten reicht. Es geht ja beinahe eben dahin mit Tendenz eher bergab. Hinten ist es angenehm zu radeln. Die Abstände sind groß. Mühelos kann man freihändig fahren.

Mittagspause in Marktheidenfeld:
Um 13:00 erreichen wir den Festplatz in Marktheidenfeld. Ich mache ein Foto der Innenstadt und der Polizeimotorräder (Fotos). 1800-2000 Personen abzufüttern ist schwierig und zeitaufwendig, so manches Dorf hat speziell für unsere Tour einen WC-Wagen gebaut. Obligatorisch sind die Reden von Toto Gaitanides und dem Bürgermeister. Zum Zeremoniell gehört auch, daß der Bürgermeister unser Radtricot anzuziehen hat, was manchmal bei zu großer Leibesfülle gar nicht so einfach ist. Um 14:00 geht es weiter, die Trinkflasche fülle ich im Waschraum wieder nach. Dank der zurückhaltenden Fahrweise vom Vormittag läuft es bei mir jetzt zunehmend gut. Auch an den Steigungen habe ich keinerlei Probleme (Foto). Auf der linken Spur komme ich gut voran.

Radlsound:
Neben den Lenkerradios fahren noch einige andere kuriose Radler mit. So haben Christian und sein Freund je eine HIFI-Anlage mit 100W-Verstärker installiert. Die Motorradbatterie zur Versorgung steckt in den Packtaschen. Abends laden sie sie wieder nach. Wenn die beiden nebeneinander fahren, so sendet der eine das Programm zum anderen, so daß beide synchron den selben Ton anbieten. Christian hat ein Subwooferrohr hinten auf dem Gepäckträger (Foto). Bei Bedarf kann er über einen Schalter seinen Frontlautsprecher im Ergovorsatz zuschalten. Das Musikprogramm kommt aus einem Walkmen. Christian hat einige Cassetten zum Wechseln dabei. Sein Freund hat je einen Lautsprecher in den Packtaschen links und rechts. Mit Musik machen die Steigungen einfach mehr Spaß (Foto).

Exotische Zweiräder:
Hans (Bauer) mit seinem Hochrad müht sich an den Steigungen sichtlich ab, er hat ja nur einen Gang (Foto). Er unterhält sich nicht so gerne, da das zuviel Flüssigkeitsverlust bedeutet. Seine Bremse ist historisch, von oben drückt sie auf den Vollgummireifen. Sehr wirksam ist das bergab nicht und so schiebt er so manchen steileren Berg lieber hinunter, als daß er fährt. Die Trinkflasche ist so tief montiert, daß er sie während der Fahrt nicht erreichen kann.

Da vorne schiebt doch einer mit dem Fuß an. Ich trau meinen Augen kaum. Ein blauer Roller mit Bremsen dran. Der Mann schiebt das Zweirad mit dem Fuß immer wieder an. Das Ganze auch bergauf. Er wechselt immer mal wieder den Fuß ab. Das blaue Gefährt namens Wiagara ist flott unterwegs. Es ist drückend heiß und auch der Rollermann schwitzt sichtlich. Während der Fahrt mache ich ein Foto von ihm und er eins von mir (Foto).

2. Trinkpause in Urspringen:
Um 16:00 sind lt. meinem Tachometer 80km geschafft. Ein 3-Gangfahrer hat ein Problem mit einem herausgerutschten Schaltseil. Helfen kann ich da leider nicht. Wieder gibt es etwas zu trinken. Eine Flasche soll pro Mann reichen. Vormittags gab es einen neuen Trinkrekord. Der Vorrat reicht nur, wenn etwas mehr Zurückhaltung geübt wird.

Die Fahrt geht weiter kurz nachdem der letzte die Pause erreicht hat. Diesmal bin ich ziemlich weit vorne eingeordnet. Stück um Stück arbeite ich mich nach vorne. Jede Lücke nutze ich aus, ohne dabei riskant zu fahren. Mühelos kann ich vorne mithalten. Ich treffe auf Horst. Er fährt ein 3-Gangrad namens Gazelle. Die Fahrer des ADFC fahren voraus und geben das Tempo vor. Sie haben rote Tricots an, gesponsert von SRAM, dem Nachfolger der Fa. Sachs.

Sammelpause:
Um 17:00, mein Tacho zeigt 99km bin ich im Spitzenfeld weit vorne, immer noch ist es drückend schwül. Wir warten, daß sich die Länge des Feldes wieder reduziert (Foto).

Endspurt nach Würzburg:
Nach einigen Minuten geht es weiter. Einige Radler fahren links vor. Meinen vorderen Platz zu behalten ist so ganz schön schwierig. Das Feld ist hier sehr dicht. Meine viele Fahrpraxis früher vom Rennradeln kommt mir hier zugute. Angst habe ich jedenfalls keine. An einer der letzten Steigungen vor dem Ziel fahre ich flott vor in die Lücke zwischen den ADFC-Fahrern. Weiter vor darf keiner. Den Platz gebe ich bis ins Ziel nicht mehr auf. Auch die Zielkamera müßte mich im Bild haben, als ich als erster hinter dem ADFC ins Ziel komme. 110km zeigt der Tacho, es ist jetzt 17:39.

Matratzenlager:
Heute sind die Gelben im Kiliani-Festzelt, ein riesiges Bierzelt (Foto). Davor liegt das Gepäck (Foto). Nach einer längeren Suchaktion beginnt der "Kampf" um die Matratzen. Angeblich sind es 150 zuwenig. Ich habe zwar eine ergattert, der gelbe Bogen, der da üblicherweise liegen sollte fehlt dann. Irgendeiner hat sich da wohl bedient (Foto). Später hören wir, daß es wohl 200 Schwarzfahrer gibt, die in den Hallen schlafen, obwohl sie nicht bezahlt haben und wohl auch nicht angemeldet sind. Ich rolle den Schlafsack aus, damit ich heute nacht nur noch schnell reinschlupfen muß.

Duschen/Rasieren:
Heute ist mir nicht nach Freibad. Zum Duschen müssen wir in eine der Schulen. Zufuß ist es doch ein ganzes Stück (ca. 600m). Links auf der Wiese wird ein Tandem repariert. Beim langsamen Umfallen ist einer der Hydraulikschläuche des Bremssytems abgerissen. Er ist jetzt zwar wieder dran, jedoch muß die ganze Luft aus dem System. Der Radlkollege versucht es mit Öl, das er oben am Bremsgriff tropfenweise einfüllt. Bis morgen muß die Bremse wieder laufen. Nach einiger Suche finde ich den Zugang zu den Duschen im Erdgeschoß über die Turnhalle im ersten Stock. Die Dusche ist kalt und so bin ich schneller fertig als sonst.

Das Abendprogramm:
Die Innenstadt ist ein gutes Stück entfernt und so nehme ich das Rad. Mit dem Tourenzettel komme ich nicht so ganz klar. Also der Meute hinterher. Ein schmaler Fußweg geht über die Brücke über das Wasser. Auch heute abend gibt es wieder eine OpenAir-Veranstaltung. Die Residenz am Platz ist sehr gut restauriert. Zunächst wieder die Reden und das obligatorische T-Shirt für den Bürgermeister. Der Mann mit dem blauen Roller bekommt heute das gelbe Tricot. Er hat von der Anstrengung die Nase voll. Morgen will er jedenfalls nicht mehr mitfahren. Dann das angekündigte Musical. Viele bekannte Ausschnitte werden dargeboten. Routiniert vorgetragen ist es eine Augen- und Ohrenweide. Besonders beeindruckend die Sängerin Jana Köhler (Donīt cry for me argentina).

Heute kann ich endlich das BR-Tricot abholen, das es bereits am ersten Abend gab und auch am Morgen darauf bei der Nachmeldung. Am Polizeistand arbeitet wieder die hübsche Yvonne an den BR-Radltour-Buttons. Wie immer werden unter den ausgefüllten Karten Preise verlost. Wessen Karte ausgelost wird und der nicht da ist hat schon verloren. Am B3-Stand gibt es wieder die tollen Brauselutscher von Frigeo. In der Nähe ist eine Telefonzelle, wo ich zuhause anrufen kann. Disko gibt es heute nicht. Vermutlich hat Würzburg dies verboten.

Die abendliche Heimfahrt:
Ich bin müde und will heim. Das Licht am Rad ist immer noch defekt, also geht es ohne Licht durch das nächtliche Würzburg. Wie immer fahre ich einigen anderen Radlern hinterher. Die Strecke kommt mir etwas komisch vor. Irgendwann lande ich im Klinikviertel. Da bin ich wohl verkehrt. Die Radler meinen, ich müsse zurück zum Kreisverkehr und dort dann entlang den Trambahnschienen. Im Kreisel finde ich aber nirgends die Schienen. Also nochmal fragen, weiter und wieder fragen. Eine nächtliche Stadtrundfahrt durch Würzburg. Irgendwann kenn ich mich wieder aus. Links ist das Haus wo Conrad Wilhelm Röntgen die nach ihm benannten Strahlen entdeckt hat. Sowas müßte ich auch erfinden. Zurück über die Brücke zum Festplatz. 11:30 liege ich in meinem Schlafsack.

Das BR-Tricot lege ich griffbereit für den nächsten Morgen neben die Matratze. Der Sonnenbrand von heute kribbelt besonders an den Armen und im Gesicht. Ich hätte mich wohl eincremen sollen. Das ist es, was ich vergessen habe: Sonnencreme.

Der 2. Fahrtag Würzburg -> Bamberg (1.8.99)
Wie gestern schon wird es ab 5:30 zunehmend lauter. Um 6:07 stehe ich auf und wechsele ein paar Worte mit Sven. Der Batterierasierer klingt heute etwas müde. Der gelbe Zettel für die heutige Tour fehlt also. Zumindest die Farbe weiß ich noch von gestern, als ich den Zettel zuletzt sah. Beim nächsten Mal werde ich besser auf den Zettel aufpassen. Als nächstes suche ich mein neues BR-Tricot, das ich erst gestern herausgelegt hatte. Auch beim besten Willen kann ich es nicht finden. Auf Nachfrage stellt sich heraus, daß es mein Nachbar eingepackt hat.

Frühstück:
Da heute Sonntag ist und ich keinerlei Lust habe nochmals auf gut Glück in die Stadt zu fahren erwerbe ich für DM 10.- einen Gutschein fürīs Frühstück (Foto). 2 Minuten später sitze ich an einem Tisch unter Bäumen (Foto) und packe die Wundertüte aus, die ich so schnell erhalten habe. 2 Kondensmilch, 1 Döschen Honig, 3 Butter, Milkana Gold, Aprikosenkonfitüre, 2 Semmeln. Tee mit Zitrone gibt es gegen die Extramarke. In der Zeitung steht ein Artikel über Woodstock 1969.

Fahrtvorbereitungen:
Die Matratze kommt wieder auf den THW-Laster. Da ich das Spannbettuch nicht benötige, brauche ich es auch morgens nicht abzuziehen. Nochmal zum Pinkeln. Am Klo wieder eine lange Schlange. Pinkeln geht auch ohne anstehen. Flasche füllen vor der Türe (Foto). Der erste Film wird gleich voll werden, der Ersatzfilm ist im Rucksack, den ich vorhin auf den gelben THW-Laster aufgegeben habe.

Wieder ein Bilderbuchwetter. Überall nette Radler. Von Sven bekomme ich eine Magnesiumtablette für die Trinkflasche. Am Infostand gibt es den Wimpel für die heutige Etappe und auch einen neuen Tourenzettel für heute. 8:35 stehe ich am Start, ziemlich weit hinten. Die Gymnastik ist so weit hinten nicht so gut zu verfolgen. Zumindest das Armkreisen klappt. Mir tut jetzt schon der Hintern weh. Der alte Rennsattel scheint nicht die ideale Ausrüstung zu sein. Noch ein kurzes Probeklingeln, dann geht es los, zunächst im Schrittempo.

Fahrt:
Langsam wird es flotter. Wieder geht es über die roten Ampeln. Weiter hinten ist es angenehmer zu fahren, die Abstände sind einfach größer. In der Ebene fahren einem die Liegeräder davon, an den Steigungen überhole ich sie leicht mit meinem 3-Gang-Rad.

Musik:
Für Musik ist gesorgt: Erst der Krankenwagen, dann eines der Liegeräder, dann Christian mit seinem Freund.

Erfrischung:
Es ist ein heißer Tag. Für Abkühlung sorgt der eine oder andere Gartenschlauch oder auch Hochdruckreiniger, der, am Straßenrand hochgehalten, für eine willkommene Abkühlung sorgt. Immer wieder steht auch Gucki, der lustige Motorradpolizist mal in einem privaten Garten oder auch am Straßenrad und spritzt intensiv mit dem Strahl auf die erhitzten Radler. Bei der Hitze hält diese Art von Erfrischung allerdings nicht sehr lange an. Schnell ist das Tricot wieder trocken und man freut sich schon auf die nächste Dusche.

1. Trinkpause bei Oberpfleichfeld:
Pünktlich nach 24km kommt die erste Trinkpause. 10:24 bin ich da. Heute entscheide ich mich für Tea&Fruit. Andrea hilft wieder tatkräftig am Stand mit. Toto sieht nach dem rechten. So manche zurückgegebene Flasche steht noch beträchtlich gefüllt im Träger.

Bei Volkach geht es im Schrittempo über die Eisenbahnbrücke. Aus den Lautsprechern tönt Udo Jürgens griechischer Wein. Ich stoße auf Horst mit seiner Gazelle. Gemeinsam fahren wir Dreigangradler in Geroldshofen ein. 50km sind zurückgelegt. Es ist 12:23. Der Sonnenbrand im Gesicht tut weh.

Mittagspause in Gerolzhofen, Reparaturdienst:
Der Radreparaturdienst arbeitet in der prallen Sonne durch (Foto). Die Ersatzteilversorgung von der Fa. Epple ist gut sortiert und auch preisgünstig (Foto). Sogar Batterien für Tachometer gibt es.

Am kleinen Marktplatz ist die Hölle los. Es ist rammelvoll (Foto). An allen Essensausgaben lange Schlangen. Im Lokal wird Linseneintopf angeboten, leider ist alles überfüllt und ohne Platz wird keine Bestellung angenommen. Aber auch mit Platz ist es immer noch ziemlich chaotisch: Weil sich ein Posten nicht zuordnen läßt nimmt die Bedienung alles wieder mit. Also versuche ich draußen mein Glück.

In Ruhe schaue ich mir erstmal an, was es alles gibt. Je länger ich warte, umso kürzer die Schlange. Ich entscheide mich für die Gulaschsuppe (DM 7.-). Dummerweise wird gerade, als ich dran bin neu nachgefüllt. Also heißt es warten, bis die Suppe wieder heiß ist. Das Warten hat sich gelohnt, die Suppe ist gehaltvoll und gut und auch an der Tellerrückgabe (DM 5.- Pfand) ist die Lage jetzt entspannt. Ich gönne mir noch eine Quarktasche für DM 2.-.

Weiterfahrt:
Weiter geht die Fahrt. Zunächst reiht man sich in die lange Radlerschlange ein. Christian schießt mit seiner Wasserpistole, bei den hochsommerlichen Temperaturen eine willkommene Erfrischung (Foto). Da stehen auch Gustl und der Rhön-Esel mit ihren Eingangrädern. Langsam kommt wieder Bewegung in den Radlerstrom.

2. Trinkpause mit Interview bei Prölsdorf:
Um 15:25 zeigt mein Tacho 74km. Wir sind auf einem Werksgelände mit Holzstapeln. Unbarmherzig knallt die Sonne herab. Das Gedränge an der Wasserpause wird gefilmt. Ich müßte auch mit im Bild sein. Einen Eistee, dann zieht es mich schnell in den Schatten unter dem einen Sonnenschirm. Da sehe ich einen Mann mit einer Digitalkamera. Er macht ein Foto von dem Pfeifenraucher. Wir kommen ins Gespräch. Schon wird ein kurzes Interview daraus. Klaus Raab macht dann noch ein Foto von mir auf meinem Eigenbaurad. Das Interview soll in der morgigen E-Ausgabe des Fränkischen Tag stehen.

Weiterfahrt:
Weiter geht es. Wieder fahre ich von hinten nach vorne. Dann stockt die Fahrt plötzlich. Vorne ist ein Unfall passiert. Die halbe Straße ist gesperrt, der Krankenwagen steht dabei. Zäh und langsam geht es auf der reduzierten Fahrbahnbreite daran vorbei. Links liegt jemand auf der Straße, rechts einer einen Meter vom Straßenrand. Helm sehe ich keinen. Später hören wir, daß eine Hinterradberührung stattgefunden hat. Mit Helm wäre weniger passiert.

Sammelpause vor Bamberg:
Bei km 91 sammeln wir uns wieder kurz vor unserem Ziel Bamberg. Es ist jetzt 17:08.

Ankunft/Matratzen:
Es ist ein herzlicher Empfang, der uns da bei der Einfahrt in Bamberg bereitet wird. Dummerweise habe ich meinen Fotoapparat nicht schnell genug griffbereit. 18:00 sind wir "Gelben" bei der Graf-Stauffenberg-Schule, der Tacho zeigt 103km. 7 Minuten später habe ich mein Gepäck gefunden und zu meiner Matratze im 4. Stock Zimmer 401 gebracht.

Freibad:
Mit dem Rad fahren wir rasch ins Freibad. Der Eintritt kostet DM 1.50. Dafür ist im Preis die Busfahrt zum Zentrum enthalten. Die Schule ist ein gutes Stück außerhalb der Innenstadt. Bis 19:00 wird eingelassen. Die Dusche ist kalt. Wenn wir Münzen für den antiken Gaszähler gehabt hätten, so wäre auch warm möglich gewesen. Leider gibt es keine interessante Wasserrutsche. Also ein paar Bahnen schwimmen. Eine Radlerin wagt sich auf den Sprungturm. Etwa 3m tief geht es da herunter.

Radreparaturdienst:
Erfrischt geht es zur Schule zurück. Hinten im Hof ist der Radreparaturdienst noch fleißig zugange. Eine kaputte Felge bedeutet ein neues Hinterrad samt Zahnkranz. Ersatzfelgen sind keine da, für die Arbeit des Umspeichens fehlt einfach die Zeit. Mein Steuersatz ist lose, also ziehe ich ihn jetzt mit dem Schlüssel fest. Der junge Radler neben mir hat dasselbe Problem, also ziehe ich auch seinen Steuersatz vorsichtig nach.

Abendveranstaltung:
Mit meiner kurzen roten Turnhose und dem Plan bewaffnet fahre ich in Richtung Innenstadt. Mit dem Rad bin ich halt doch mobiler als mit dem Bus. Die Frau des Hausmeisters, die ich zufällig treffe zeigt mir den kürzesten Weg zum Festplatz. Die nette Polizistin arbeitet wieder an den Buttons. Etwas abseits hinter dem BR-Stand steht eine Bude mit Popcorn und gebrannten Mandeln. Ich bekomme eine große Tüte Popcorn geschenkt und mache dafür Reklame für den Stand.

Auch die Disko spielt heute wieder auf. Bei dem einen oder anderen Lied kommt Begeisterung auf. Es ist furchbar eng in Bamberg. Eigentlich zu eng für die vielen Radler und die Bamberger. Und eigentlich ist die Musik viel zu laut. Sie klingt teilweise sogar deutlich verzerrt, aber da kann man wohl nichts machen, wenn es denn so laut gewünscht wird. Die Bässe dröhnen spürbar. Dieses Feeling gehört wohl heute zu einer Disko dazu. Vorne fallen die Ohren raus, hinten ist es schon recht leise. Vielleicht hätte man die Lautsprecher ja besser über den Platz verteilen können? Irgendwann vor Mitternacht zieht es mich nachhause.

Der 3. Fahrtag Bamberg -> Nürnberg (2.8.99)
Um 6:10 stehe ich auf. Heute bin ich der erste mit meiner Matratze, weil ich ja noch zum Bahnhof will. Schließlich möchte ich ja mal sehen, was im "Fränkischen Tag Ausgabe E" über mich geschrieben steht. Schnell noch das Gepäck auf den gelben Laster (Foto). Meine Trinkflasche kann ich am Wasserhahn im Klassenzimmer füllen. Das Frühstück ist in Bamberg gut organisiert, gleich unten in der Halle im EG der Schule.

Frühstück am Bahnhof:
Mich jedoch zieht es jetzt zum Bahnhof. Also los, wieder die Brücke über die Bahnlinie, dann rechts. Bald kommt der Bahnhof. Im Zeitungsladen gibt es viel, nur nicht die Ausgabe E des "Fränkischen Tag". Der Verkäufer rät mir direkt zum fränkischen Tag zum Marktplatz zu gehen.

Erst einmal etwas essen. Der Bahnhofsbäcker ist gut und preisgünstig (DM 4.60). Mittlerweile ist es kurz vor 7 Uhr. Schnell sind die süßen Stücke gegessen. In dem Laden hinten links kaufe ich noch einen Apfel (DM 1.-) und die dringend benötigte Sonnenmilch mit Lichtschutzfaktor 20 (DM 23.20). Gleich schmiere ich mich dick ein. Gesicht, Stirn, Arme, Beine. Zum Schutz vor der Sonne habe ich meine roten Ärmel über die Arme gezogen.

In der Zeitung:
Am Marktplatz um die Ecke ist die Geschäftsstelle des Fränkischen Tag. Erst um 8:00 ist geöffnet. Es ist jetzt 20 Minuten vor der Zeit, also nochmal zurück zur Schule und dann wieder her. Links um die Ecke liegen schon die ganzen Zeitungen auf. Ich bekomme die E-Ausgabe gratis. Juhu, ich bin drin, sogar mit Bild. Jetzt schnell zurück zum Aufwärmtraining der AOK.

Beim Training bin ich heute ziemlich weit vorne. Da geht es besser, weil man einfach mehr mitbekommt. Dann geht es los. Ziemlich genau nach 25km die erste Wasserpause (10:25). Hier kann ich den Film wechseln. Ich trinke eine ganze Flasche. In der Folge schwitze ich einiges wieder aus. Dabei hebt sich die Sonnenmilchschicht ab. Eine klebrige Sauerei, wenn man mit der Hand über die Haut reibt. Bei km 46 gibt es eine Zwangspause am Bahnübergang nach der Steigung.

Mittagspause in Ebermannstadt:
In Ebermannstadt dann die Mittagspause. Neben dem tollen Toilettenwagen gibt es auch eine willkommene Erfrischung aus dem Feuerwehrschlauch (Fotos). Ziemlich spät, um 13:05 esse ich eine Paella (DM 7.50). Das rechte Auge macht Probleme. Ständig tränt es, juckt und ist wohl auch stark geschwollen. Das Auge selbst ist stark gerötet. Vermutlich ist die Sonnenmilch schuld, die durch das Schwitzen teilweise ins Auge gelaufen ist.

Nach dem Mittagessen gibt es einige Steigungen, teilweise 11%. Ich mache ein Foto, falle dabei zurück (Foto). Mit Musik geht alles besser. Also bleibe ich eine Weile bei Christian mit seinem Subwoofersound (Foto). Hinten hat er seine Wasserpistole aufgeschnallt. Später geht es dann 15% bergab. 15:45 kommt die nächste Trinkpause, etwa 29km nach der Mittagspause.

Bauchschmerzen:
Hier muß ich wohl zuviel Saft zu mir genommen haben. Jedenfalls bekomme ich heftige Bauchschmerzen, die mich bis zur Ankunft schmerzhaft begleiten.

Sammelpause und Ankunft:
Um 17:30 sammeln wir uns wieder. 18:15 sind wir dann in Nürnberg bei unserer Unterkunft. Wieder hatte die Polizei wichtige Straßen für uns gesperrt. Der Verkehr wird jedenfalls stark behindert. 106km zeigt der Tacho. Der Schnitt beträgt wie fast jeden Tag so um die 22km/h.

Undisziplinierte Quartierwahl:
Die "gelbe" Unterkunft ist etwas außerhalb. Heute werden die Ausweise und die Zettel kontrolliert. Zuviele haben wohl ihr Gepäck trotz des gelben Zettels auf die anderen Laster aufgeladen, um heute näher am Geschehen zu sein. Als Strafe müssen sie heute ihr Gepäck selbst in die gelbe Unterkunft bringen.

Unterkunft/Duschen:
Beim Betreten der Halle werde ich gefilmt. Schnell den Helm auf die Matratze und den gelben Zettel sichern. Außen geht es dann auf die Suche nach dem Gepäck. Müde sitze ich dann auf meiner Matratze und packe erst mal in aller Ruhe aus. Die Duschen sind warm. Mein BR-Radl-T-Shirt ist nach 2 Tagen Fahrt total verdreckt. Also ziehe ich es an und dusche damit, in der Hoffnung, daß es durch das Einseifen wieder sauberer wird. Wie soll es wieder trocken werden? Einmal ausgewunden und dann wieder angezogen lasse ich es am Körper trocknen. Der Rasierer kämpft mit dem Bart.

Das Abendprogramm:
Auf dem Marktplatz gibt es Saga live. Der Leadsänger ist ein Energiebündel (Foto). Ivonne ist wieder da von der Polizei und die beiden netten Mitarbeiter von B3 mit ihren Brauselutschern. Zu essen gibt es Nürnberger Würst (Foto), gebackene Tintenfischringe (Foto), Kebab, selbstgemachte chips und das Angebot einer indonesischen/indischen Garküche mit Curry. Eigentlich schaut alles sehr gut aus, aber in Anbetracht meines gestiegenen Bauchumfanges entscheide ich mich für eine schlichte Fischsemmel (DM 3.50). Auch heute muß ich bei der Heimfahrt wieder mal einen Passanten fragen. Daraus wird diesmal gleich eine längere Unterhaltung. Erst kurz vor 11:00 bin ich mit dem Rad wieder zurück. Der Tag heute war für mich sehr anstrengend. Das Auge und mein Sonnenbrand hat mich schon sehr geärgert. Das schlägt dann aufs Gemüt.

Der 4. Fahrtag Nürnberg -> Ingolstadt (3.8.99)
6:15 habe ich gut ausgeschlafen, fühle mich fit. Der Sonnenbrand juckt. Ich schmiere neu Sonnencreme drauf und rolle meinen Schlafsack ein. Wieso habe ich nur das schwere und sperrige Spannbettuch mit? Ich liege ja ohnehin im Schlafsack. Die neue DJK-Radhose ist nach einem Tag Fahrt vom Sattel hinten schon aufgerubbelt. Heute fahre ich mal mit dem DJK-Oberteil und schone das gestern gewaschene T-Shirt. Auf die Reibestellen links oben am Oberschenkel schmiere ich St.Jakobsbalsam.

Postkarten schreiben:
Da ich bisher nicht zum Kartenschreiben gekommen bin schreibe ich jetzt 2 Postkarten. Die fertigen Karten packe ich in die Jutetasche für den Radgepäckträger. Da kommt auch die Sonnenmilch rein. Dann weg mit Matratze (Foto) und Gepäck. Einige Radler arbeiten an ihren Packtaschen (Foto). Toto hängt das Startschild höher.

Zum Bäcker:
Das Massenfrühstück gefällt mir heute nicht. So geht es mit dem Rad zum nächstbesten Bäcker (Foto). Eine Semmel, eine Apfeltasche, 2 Croissants für DM 4.60. Dann entdecke ich den Käse. Also 150g Leerdamer (DM 3:31) und nochmal 2 Semmeln (-.84). Der Käse ist zwar teuer, aber er schmeckt zusammen mit der Semmel. Jetzt bin ich gerüstet für die Strapazen des Tages.

Postkarten wegschicken:
Die Straße runter am Tor soll links ein Briefkasten sein. Schnell noch die Postkarten an Engels und an Margot einwerfen.

1. Trinkpause beim Rothsee:
Heute geht es das erste Stück ziemlich eben dahin. Der Weg ist schmal, das Tempo gering. Lange fahre ich neben einem Tagesradler her, mit dem ich mich angeregt unterhalte. Erst nach 39km kommt die erste Trinkpause. Es ist jetzt 10:57, mein Schnitt beträgt ca. 21km/h. Ich fühle mich rundum fit. Einige Radler baden im See (Foto).

Mittagspause mit dem "Pyraser Euro" in Thalmässing:
Nach 56km kommen wir nach Thalmässing. Mit Böllerschüssen werden wir empfangen. Mittagspause. Mein Schnitt ist auf 21.7km/h gestiegen. Bezahlt wird hier mit dem Pyraser Euro. Das ist eine weiße Plastikmarke mit grüner hervorgehobener Prägung. Für DM 3.- kann man einen erwerben. Dafür bekomme ich eine Flasche Radler. Das selbstgebraute Bier des Orts ist gerade vor uns aus. Nur eine leere Flasche können wir noch bewundern. Am Brunnen fotografiert mich mein Radlkollege mit der Radlerflasche und Euro (Foto). Ein schöner beschaulicher Flecken. Den Euro gibt es seit dem Brauereifest.

Im Supermarkt gibt es 150g Käse für DM 2.49 und 2 Bananen für DM -.75. Eine Radlerin teilt mit mir ihr Vollkornbrot (DM 1.-). Um 14:00 geht es schon wieder weiter. Ich starte ganz hinten. Am Straßenrand spielt die Kapelle.

2. Trinkpause bei Gungolding:
15:45 kommt die 2. Wasserpause. Bis hierher lief es super. An den Steigungen hole ich Stück um Stück auf.

Interview mit dem BR:
Da vorne ist der Kamerabus. Vor mir wird gerade einer gefilmt. Jetzt ist gerade eine Pause. Da muß ich hin. Ich frag einfach mal, ob Interesse besteht mein Dreigangrad aufzunehmen. Ich habe Glück. Mein selbstgebautes Rad und die umgebaute Nabe werden gefilmt. So einfach ist das also mit dem Fernsehen. Mal sehen, ob davon auch mal was ausgestrahlt wird. Vielleicht sieht man es wenigstens im Video.

An der Steigung weit nach vorne:
Dann fahre ich wieder weiter nach vorne. Der Radler mit dem blauen Mountainbike "Muddy Fox" ist mit dabei, als es die 18%-Steigung nach oben geht. Ohne Probleme fahre ich im ersten Gang im Wiegetritt mit meinem 3-Gang-Rad hinauf. Vor Ingolstadt bin ich ganz vorne dabei.

Sammelpause mit Putzstunde vor Ingolstadt:
17:25 warten wir wieder einmal, wie schon die Tage zuvor. Mittlerweile sind lt. meinem Tacho 113km gefahren. Um die Wartezeit zu überbrücken, zücke ich meinen Putzlappen und reinige Rahmen, Speichen und Felgen. Sofort gibt es mehrere Freiwillige, die mir auch ihr Rad zum Putzen zur Verfügung stellen wollen.

Weiter geht es: Vor uns fährt die Polizei. Ich halte die Kamera einfach hoch und schieße ein Foto nach vorn und eines nach hinten (Fotos). Dann geht es durch das enge Stadttor in die Innenstadt (Foto), vorbei an den vielen begeisterten Zuschauern (Foto), unter dem Banner "Herzlich Willkommen" durch.

Ankunft und Matratzenlager:
18:23 sind wir dann da, der km-Zähler zeigt 123km an. Wir vorderen haben noch eine Extrarunde gedreht und kurz vor der Ankunft das Restfeld gekreuzt. Mein Gesamtkilometerstand zeigt genau 500km seit zuhause. Der heutige Schnitt liegt bei 22.5km/h, meine maximale Geschwindigkeit lag bei 55.6km/h. Weil ich heute so weit vorne war habe ich jetzt die freie Auswahl bei den Matratzen. Ich suche mir eine Stelle, wo Platz neben meiner Matratze ist. So ist es nicht so eng mit dem Gepäck. Einer holt sich noch die 2 Matratzen daneben, also jede Menge Platz.

Duschen:
Die Dusche ist heute nicht völlig kalt. Es herrscht jedoch ziemliches Gedränge. Mit dem Schwimmbad wird das heute nichts. Es fehlt die Zeit dazu.

Abendveranstaltung:
Mit dem Rad geht es zur Abendveranstaltung über dem Fluß. Heute gibt es 300 Badekarten und 60 Massagekarten zu kaufen für die Mittagspause morgen in Bad Gögging. Ich kaufe eine Badekarte, Andrea entscheidet sich für beide Karten. Der Römer vom Prospekt höchstpersönlich bedient uns. Am BR-Stand kaufe ich für DM 15.- das gelbe Sternstunden-Tricot für die Donnerstagsetappe. Dabei ist auch ein Jeton für die Spielbank.

Interview mit NTV:
Da vorne sehe ich einen älteren Herrn mit einer Reportagekamera nebst Mikrofon. Ich erzähl ihm kurz ein paar Details und schon werde ich wieder auf Videoband gebannt. Am nächsten Tag erfahre ich, daß die Sendung wohl in N-TV ausgestrahlt werden wird.

Manfred Mans Earthband:
Die heutigen Gaststars sind Manfred Mans Earthband, die ich noch aus meiner Schulzeit vor 20 Jahren kenne. Mittlerweile sind es ältere Herren, die aber immer noch sehr gut mit Gitarre und Keyboard umgehen können (Foto).

Telefonieren:
Telefonieren ist billig so spät am Abend.

Heimfahrt:
Wie schon üblich, verfahre ich mich auch dieses Mal ein wenig bei der Heimfahrt. Mit der Hilfe der Ingolstädter komme ich dennoch sicher ans Ziel. 23:10 liege ich jedenfalls in meinem Schlafsack.

Der 5. Fahrtag Ingolstadt -> Kelheim (4.8.99)
Nachts ist es irgendwann wohl kalt geworden. Jedenfalls friert es mich und außerdem habe ich Halsschmerzen. Vielleicht kommt das auch von den offenen Dachfenstern in der Halle. Es ist 6:25. Müde, müde bin ich heute. Ich esse 2 Bananen, 1 Ginsengkapsel und eine Salztablette. Ich rolle meinen Schlafsack ein, trage Sonnenschmiere auf, ziehe die roten Zusatzärmel über, packe den Rucksack, schnüre den Schlafsack und ziehe das Radzeug und die Schuhe an. Die Matratze kommt wieder auf den THW-Laster (Foto), der Rucksack auf den Laster der Farbe der abendlichen Tagesinfo, also wieder gelb. Den Tageswimpel soll es am Start geben.

8:50 stehe ich bei der Backstube Wünsche auf dem Weg zum Start und kaufe mir eine Quarkschnitte für DM 3.20. Außerdem esse ich das letzte Vollkornbrot mit dem Käse von gestern. Das Frühstücksbuffet in Ingolstadt muß toll gewesen sein. Es gab wohl auch Rührei und Schinken. Das erzählen jedenfalls einige andere Radler.

Am Startplatz gibt es die heutigen Tageswimpel. Nach der Gymnastik geht es dann los. Auf der Brücke filmt uns der Kameramann, der mich gestern interviewt hat. Er meint, der Beitrag müßte heute abend gegen 18:00 oder 18:30 in NTV kommen.

Tretlagerschaden:
Mein Tretlager knackt jetzt recht vernehmlich. Da müssen wohl die 18% doch ein bißchen heftig gewesen sein, die ich da gestern im Wiegetritt hinaufgetreten bin. Jeweils nach einer Umdrehung macht es Knack. Oder ist es das Pedal?

Testfahrer für Sonnensegel:
Heute ist der Tag der Sonnenschutz-Tester. 3-4 Radler haben ein Sonnensegel an ihrem Rad montiert (Foto). Es ist eine Testaktion und die Fahrer dürfen das bunte Segel nach diesem Tag behalten.

Trinkpause bei Altmannstein:
10:50 ist die Trinkpause. 28km sind zurückgelegt. Mein Schnitt beträgt 22.1km/h. Wieder ist es 30°C warm. Ich gehe lieber in den Schatten. Da ist ja Gustl mit seinem roten Eingangrad. Er macht die Tour auch seinem Vater zuliebe. Es soll so eine Art Werbeaktion für dessen Laden werden. Auch Gustl hatte Tretlagerprobleme. Eine ganze Weile hat er schon daran herumrepariert.

Massage- und Dampfbad in Bad Gögging:
Um 12:00 begrüßt uns der römische Ritter in Bad Gögging (Foto). Mich zieht es ins Schwimmbad. Verflixt, da hab ich doch die Badehose vergessen. Was mach ich jetzt mit meiner Karte? Die Bademeisterin ist nett und leiht mir aus dem großen Pool der nicht abgeholten Badehosen eine Hose. Handtuch brauche ich keines.

Das Wasser ist warm, die Massagedüsen straff. Die Muskeln sind offensichtlich sehr verspannt. Jedenfalls tut der Durchgang der Düsen erst mal ordentlich weh. Immer wenn der Gong ertönt geht es zur nächsten Düse. Das Wasser ist schwefelhaltig. Viele Becken gibt es dort. In aller Ruhe probiere ich eines nach dem anderen aus. 2 mal zieht es mich in die Sauna. Vor lauter Dampf kann ich fast nichts erkennen. In der 50°C-Zone halte ich es nicht lange aus, umso länger bleibe ich dann in der 45°C-Zone. Später dann gehe ich nochmal ins Dampfbad. Danach gieße ich mit dem Wasserschlauch kaltes Leitungswasser über die Beine.

Nach fast 2 Stunden fühle ich mich jetzt richtig fit. Auf das Essen habe ich verzichtet. Dafür hole ich mir noch schnell einen Apfel im Supermarkt. Beim Wegfahren bin ich einer der letzten, die noch ihr Rad im Parkhaus suchen.

Meinen gelben Zettel für heute habe ich wohl verloren, vermutlich beim Umziehen im Schwimmbad. Aus Tretlagernähe macht es wieder knack, knack, einmal bei jeder Umdrehung. Ist es nun doch das Tretlager?

Sammelpause vor Kelheim:
16:15 , bei km 73 sammeln wir uns wieder. 16:50 sitze ich auf meiner Matratze. Der Tacho zeigt nun 80km an. Schnitt 22.6km/h.

Freibad Keldorado:
Direkt neben unserer Halle ist das Erlebnisbad. Wir dürfen kostenlos rein. Die Attraktion ist die große Wasserrutsche. Der Turm ist verglast (Foto). Beim Aufstieg gibt es einen Stau. Die Rutsche selbst ist oben durchsichtig, so daß man genau sehen kann, wer wie schnell rutscht. Unten ist ein roter Punkt. Wenn der Vordermann da vorbeikommt, darf man hinterher. Klever gelöst. Flott geht es bergab. Auch der Ausstieg unten ist in Ordnung. Im 25m-Becken machen wir noch ein paar Tauchversuche. Eine 25m-Bahn schaffe ich.

Mit Tretlagerschaden zum Radreparaturdienst:
Wegen meinem Tretlagerschaden fahre ich mal kurz zum Reparaturdienst. Der Reparaturdienst gehört zum kostenlosen Service der Tour. Bezahlen muß man nur das Material. Hans schaut sich mein Lager mal kurz an und meint, es ginge schon noch 200km. Ich solle es halt beobachten. Ich nehme den Öler und träufele links und rechts soviel Öl ins Lager wie durch die Lagerabdeckung aufgesogen wird. Es wird nicht schlagartig besser davon. Auch das linke Pedal bekommt eine Ration Öl. Mal sehen wie es morgen damit geht.

Abendveranstaltung:
Zur Abendveranstaltung fahre ich wieder mit dem Rad. Es ist doch ein ganzes Stück bis dahin. Der Weg führt über eine geschwungene abgehängte Beton-Brücke über die Donau. Der Marktplatz ist recht klein für die vielen Leute. Es gibt sogar einen Brunnen, wo man sich auf Knopfdruck frisches Trinkwasser holen kann.

Auf der heutigen Suche nach dem besten Essensangebot komme ich am Kebabstand vorbei. Auch die Nürnberger Bratwürstel werden wieder angeboten. Direkt gegenüber der BR-Bühne steht ein Pizzawagen, wo 2 Leute gemeinschaftlich arbeiten und eine Frau verkauft. Die Pizza Margherita kostet nur DM 5.- und ist wirklich ausgezeichnet. Leider wird es dann sehr eng, als Wolfgang Ambros mit seiner Vorstellung beginnt und viele Leute direkt vorne in Bühnennähe vor dem Pizzastand stehen. Kein so günstiger Platz für das Geschäft. Auch wegen der immensen Lautstärke.

Sehr gut auch das Eis, das es beim Italiener etwas weiter vorne gibt. Die Kugel kostet zwar 1.-, ist aber wirklich riesig. Es ist warm, ich bin wieder mit meiner kurzen roten Adidashose unterwegs. Als Attraktion gibt es auch einen "Hau den Lukas"-Stand, wo man gratis draufhauen kann. Ich bin wohl zu schwach, oder mangelt es an der Technik. Jedenfalls komme ich nur bis 90.

Am BR-Stand frage ich nach dem Video der Tour. Die Sendung wird ausgestrahlt am 19.9. in BR aktuell. Das Video wird 45min lang sein. Am B3-Stand hole ich mir den obligatorischen Brauselutscher. Lange unterhalte ich mich über meine Promotion und das medizintechnische Thema. Um 11:00 bin ich wieder in der Halle auf meiner Matratze.

Der 6. Fahrtag Kelheim -> Straubing (5.8.99)
6:30 aufstehen. Ich schreibe noch 2 Postkarten. Die Tagesinfo falte ich, sodaß sie in das blaue Wimmerl paßt, das ich wie immer zusammen mit der Fotoapparattasche umschnalle. Die schwarze Radhose und dazu das gelbe Tricot. Links die Braunuhr. Einschmieren Arme, Beine und Gesicht. Die roten Ärmel. Es regnet. Dummerweise steht mein Rad nicht unter Dach und jetzt wird der Sattel wohl pitschnaß sein.

Also raus mit der Regenkleidung und ab damit in die Jutetüte für den Gepäckträger. Als ich rauskomme hat es aufgehört zu regnen. Der Sattel ist gar nicht so sehr naß, nur etwas feucht. Zum Frühstück fahre ich nach Kelheim rein. Neben dem Bäcker ist ein Laden, wo es Obst gibt: 1 Nektarine, 1 Apfel, 1 Packung türkische Feigen DM 2.48. Daneben beim Bäcker kaufe ich dann noch 2 excellente Semmeln und eine Käsebreze für DM 1.90. Noch 2 Bananen und nochmal eine Packung Feigen als Wegzehrung (DM 2.60).

Zurück bei der Halle gibt es einen Stau vor der Toilette. Vor dem Tor gibt es die Wimpel für die heutige Etappe (Foto). Nun das allmorgendliche Aufwärmtraining der AOK (Foto). Von der Bühne aus noch ein Foto von den gelben Radlern (Foto). 9:05 fahren wir wieder.

Trinkpause bei Dünzling:
Um 11:00 die erste Trinkpause nach etwa 25km, es regnet immer stärker. Ich ziehe das KWAY an. Eine Weile unterhalten wir uns über Verbräuche von Klimaanlagen und elektrischen Verbräuchen. Wir sind uns nicht recht einig. Besonders ein Kollege aus Ingolstadt hat da seine eigene Meinung.

Bei der Weiterfahrt stört das Kway. Darunter schwitzt man heftig. Also besser anhalten und wieder wegpacken. Dann kommt auf einmal Christian von hinten. Mit seinem Sound macht es gleich wieder viel mehr Spaß. Zum Schutz gegen Regen hat er seinen Lautsprecher in eine weiße Plastiktüte gepackt. Dementsprechend scheppert es dann auch. Er hat eine ganze singende Truppe um sich, die an den passenden Stellen mitsingen. Skandal um Rosie ist eines der Lieder. Flott geht es dann bergab (Foto), bis wir bei km 51 wieder sammeln. Es ist jetzt 12:15.

Mittagspause in Neufahrn in Nieberbyern:
Um 12:30 sind wir an der Mittagspause. Die Neufahrner haben wieder einen schönen Toilettenwagen gebaut. Der örtliche Fotograf macht ein Foto von der eifrigen Benutzung. Beim Schloß herrscht schnell wieder das übliche Gedränge an den Essensständen. Es gibt Spaghetti Bolognese, Sandwiches etc. Toto hält wieder eine Rede, der Bürgermeister bekommt sein T-Shirt. Lustig ist der Wettbewerb der Fa. Epple, wo eine Frau und ein Mann im Wettstreit je einen Schlauch aufpumpen, bis er platzt. Wessen Schlauch zuerst platzt, der hat gewonnen. Andrea verliert knapp (Foto). Ich bekomme den heil gebliebenen Schlauch.

Bald geht es wieder weiter. Zurück bleibt ein erschöpfter Küchenchef, der viel zuviel Salat, schon fertig angerichtet auf unzähligen Tellern übrig hat, den niemand mehr essen mag. Einem Teil seiner Helfer ist die Ausgabe der Spaghetti Bolognese deutlich anzusehen. Überall sind die entspechenden Flecken.

Die nächste Sammelpause folgt bei km 75 so gegen 15:02. Mein Rad scheppert mittlerweise schrecklich und auch das Knacken ist immer noch störend. Es freut immer wieder wenn der lustige Polizist Gucki wieder mit seinem Wasser spritzt. Er ist halt einfach ein lustiger Typ.

Trinkpause bei Geiselhöring:
29 Minuten später sind wir schon bei unserer 2. Trinkpause. 79km zeigt der Tacho an. 2 Laster sind es, die die Firma Adelholzener da jedesmal pro Tag sponsort. 2 Laster, das sind 12 Paletten a 48 Kisten. In jeder Kiste sind es 12 Flaschen. Es gibt Flaschen mit 0.5 Liter und 1 Liter. Im Schnitt wollen wir mal 0.7l annehmen. In den 2 Pausen werden praktisch beide Laster leergetrunken.

2419l Getränke pro Pause: Das macht pro Pause etwa 2419l Getränke für die rund 1800 Radler.

Grandioser Empfang in Straubing:
In Straubing wird uns ein freundlicher Empfang bereitet (Foto). Links bei der Ampel sehe ich Isolde und Marion, die ich von Costa Rica kenne am Straßenrand winken. 17:28 haben wir die Unterkunft nach 102km erreicht. Die Suche nach der Matratze ist zunächst erfolglos. Erst in der Halle daneben werde ich dann fündig. Das Gepäck ist diesmal weiträumig verteilt. Es dauert eine ganze Weile, bis ich meinen Rucksack in dem Chaos dann finde.

Im Freibad:
Heute ist mal wieder Schwimmbad angesagt. Das Hallenbad kostet DM 3.-. Leider ist nur das Freibad benutzbar, in der Halle gibt es kein Wasser. Nur die Duschen dort sind nutzbar und erfreulicherweise auch warm. Im Seniorenbereich gibt es auch ein paar Unterwasserdüsen. Ein Jugendlicher macht sich einen Spaß daraus die älteren am Fuß von den interessanten Plätzen zu ziehen. Für die Rutsche fehlt mir dann die Lust.

Abendveranstaltung:
Am Marktplatz wieder das übliche Gedränge. Vom ADFC bekomme ich 2 Briefmarken für meine Postkarten. In der Seitenstraße finde ich eine Telefonzelle. Wie immer ist die Musik vorne extrem laut. Man versteht sein eigenes Wort nicht mehr.

Da steht ein Fläschchen Blutwurz. Das ist doch der tolle Schnaps, den ich in Cham mal probiert habe. Heute lacht mich besonders der frisch aufgeschnittene Käse an. Für 125g zahle ich DM 3.10. Ein Vintschgerl dazu DM 1.50.

Beim Roulette gewinne ich dann für mein Chip 2 Preise, hauptsächlich deswegen, weil der Kameramann seine Aufnahme gerade im Kasten hat und noch immer so viele Preise zu vergeben sind. Eine CD und 2 Flaschen 92er Frankenwein muß ich dann heimschleppen. Den Wein deponiere ich erst mal einen Tag bei meinen B3-Freunden. Eine ganze Weile unterhalte ich mich noch mit dem Kameramann des BR, dem sein Job so richtig Freude macht.

23:55 bin ich wieder im Schlafsack. Isolde und Marion habe ich leider nicht mehr gesehen heute abend.

Der letzte Fahrtag Straubing -> Passau (6.8.99)
Wo ist eigentlich mein Schutzengelamulett. Das war die letzte Frage, die mich gestern abend beschäftigt hat. Die vergoldete Kette hatte ich in Aschaffenburg im Freibad abgenommen. Jetzt weiß ich nicht wo sie steckt. Also durchforste ich das ganze Gepäck. Ich finde es dann ganz unten in der Jutetüte des BR. Diese Tüte hatte ich wohl damals im Schwimmbad mit. Ein Glück, daß es da nicht mittlerweile rausgefallen ist, denn ganz ohne Schutzengel geht es wohl nicht.

Der Rucksack kommt wieder auf den Laster. Diesmal gibt es 3 Möglichkeiten. Ein Laster für Leute, die mit dem Auto privat da sind, ein Laster für Leute, die morgen abend bereits heimfahren und ein Laster für die Leute, die in Passau übernachten wollen. Zur letzteren Sorte gehöre ich, also auf zum gelben Laster. Ich bekomme ein leeres gelbes Blatt als Identifikation für morgen.

Mr. Beil:
Nebenbei sehe ich heute einen Sani mit einem Beil. Wieder einmal ist ein Schloß zu knacken. Vermutlich ist mal wieder der Schlüssel weg. Der Mann grinst. Es macht ihm sichtlich Spaß, Schlösser zu zerstören. Hier muß es recht leicht gegangen sein. Wenige Schläge auf die richtige Stelle haben genügt. Er meint daß die üblichen Vorhangschlösser bereits mit einem Taschentuch aufzumachen sind. Das Grinsen kenne ich schon von Kelheim. Damals hatte der Mann einen großen roten Bolzenschneider in der Hand.

Frühstück:
Heute entscheide ich mich für das Frühstück vom THW/BRK. Für DM 10.- hole ich mir 3 Semmeln, Marmelade, ein paar Scheiben Käse, eine kleine Flasche Orangensaft, 2 Malventee und eine Tasse Schwarztee, leider ohne Zitrone. Von den Rädern im Hof mache ich noch ein Foto. Sven will mit aufs Bild (Foto).

Durch Zufall zum Gesang:
Zur Gymnastik der AOK gehe ich ein Stück nach vorne. Toto stimmt die Radler auf den heutigen Tag ein (Foto). Da fragt mich Manfred, ob ich nicht mit meiner tragenden Stimme sein Lied bei der Mittagspause mit vortragen wolle. Zur Besprechung wollen wir uns bei der ersten Trinkpause treffen.

Trinkpause bei Staphansposching:
Wir sind eine kleine Truppe, die das Lied vortragen wollen. Gemeinsam wird noch am Text gefeilt, so daß es weniger holprig vorgetragen werden kann. Viel Zeit bleibt nicht zum Besprechen, zu schnell ist die Pause vorbei. Manfred und ich schreiben den endgültigen Text noch in aller Ruhe ab.

Hinter dem Besenwagen:
Nun sind wir wirklich hinten dran. Mit dem Rad geht es hinterher. Die Passanten sagen uns den Weg. Abgesperrt ist die Straße nicht mehr und so müssen wir selbst auf die Autos aufpassen. Es dauert eine ganze Weile bis wir den Besenwagen eingeholt haben. Beim Überholen sagt er kurz "Hallo". Obwohl ich mit mehr als 33 Sachen das Letzte aus meinem 3-Gang-Rad hole dauert es noch eine ganze Weile bis wir das Feld selbst wieder sehen können. Manfred kommt gut mit in meinem Windschatten, nicht jedoch die anderen, die sich da noch eingeklinkt hatten. Es ist auch ein Kampf gegen den Besenwagen, der uns noch einmal überholt. Irgendwann haben wir es dann geschafft. Wir sind wieder im Feld.

Das Lied in Osterhofen:
Bei der Mittagspause tragen wir unser Lied dann vor. 2 Mikrofone stehen zur Verfügung. Alfred hat noch einige Mädels besorgt. Ich war wohl ziemlich tragend, so wie sich Helmut das gewünscht hatte. Vom Chor der anderen hat man wohl deutlich weniger gehört. Vertan habe ich mich einmal mit dem Rhythmus. Toto hat sich hoffentlich dennoch gefreut, den Text möchte er jedenfalls gerne bekommen.

Der Spitzname:
Ich kaufe mir noch eine wirklich gute Pizza (DM 3.50), für die ich mich nun zum 3. Mal angestellt habe, bevor es in der brütenden Hitze wieder weiter geht. Eine Zeitlang fahre ich neben Horsts "Gazelle" her, dann gibt mir Alfred Windschatten. Mein Rad scheppert ganz schön, denn hinten am Rücklicht ist die Birne aus der Fassung gefallen und bei jeder Unebenheit der Straße bzw. bei jeder Unwucht des Hinterrads scheppert genau diese Lampe. Klapperix ist einer der Spitznamen, die ich da höre. Ein anderer sagt Memorix, weil ich immer alles aufschreibe. Schön ist allerdings, daß das Tretlager die letzten km immer leiser geworden ist. Hans hat wohl recht. Bis Passau hält es leicht. Wahrscheinlich sogar viel länger.

Alfred, der Organisator der Mädels gibt mir Windschatten. So kommen wir gut voran. Schnell ist Windorf erreicht. Manfred Nußbaumer, den rasenden Postboten, der bei uns im DJK so engagiert mitgeradelt war sehe ich jedoch nicht. Vermutlich hat er Dienst.

Wasserpause bei Windorf:
Hinter Windorf gibt es heute die Wasserpause. Von Gustl mache ich jede Menge Fotos mit seiner Kamera. Eine Radlerin fährt mit einem Birdy-Faltrad und ist recht zufrieden damit (Foto).

Filmwechsel während der Fahrt:
Einmal läßt sich der Aufzug noch spannen. So gibt es noch ein Bild von Regine mit ihrem grünen Helm. Dann ist der Film zuende. Filmwechsel ist angesagt. Das manuelle Rückspulen und Wechseln mit meinem alten Apparat ist während der Fahrt zwar möglich, aber nicht ungefährlich, denn es geht leicht bergab recht flott dahin. Jetzt ist ein Diafilm drin mit nurmehr 100 ASA, also schnell noch die Filmempfindlichkeit umstellen.

Ankunft in Passau:
Christian spielt wieder seine Musik. Ein paar Leuten ist meine Stimme aufgefallen. Christian begrüßt Passau auf seine Weise. Am Straßenschild steigt er ab und trommelt dagegen. Die lustige Truppe um Gisi, Wolfgang begrüßt die Polizei (Gucki bedankt sich mit ein paar Liegestütz) und singt ein paar herzzerreißend komische Lieder. Unter anderem das Lied vom Dynamo. Dy, naa, moo, Dynamo, Dy, naa, moo,... oder auch "Über den Bergen" als Abwandlung von Reinhard Meys "Über den Wolken". Ein Kameramann von TRP1 nimmt einen Teil davon auf. Es ist so gut wie geschafft. Noch ein paar Meter. 17:37 steht das Rad hinter der Nibelungenhalle, der Tacho zeigt 115km bei einem Schnitt von 23.2km/h auf der heute sehr flachen Etappe.

Seit Taufkirchen bin ich nun 804km gefahren, allerdings zeigt mein Tacho etwas mehr an, als er sollte. Nach einiger Suche finde ich eine Matratze in der Nibelungenhalle. Mit dem gelben Zettel läßt man mich herein. Das Duschen ist ein besonderes Erlebnis. Es gibt ein Duschzelt der Armee. Die nackte Schlange davor ist mehrere Meter lang. Auch der Kameramann des bayerischen Fernsehens schwenkt gelegentlich herüber.

Ausblick auf die nächste Tour:
Toto gibt ein paar Infos zur Radltour im nächsten Jahr. Es steht noch nicht fest in welcher Form die Tour fortgeführt werden soll. Es gibt ein paar Ideen. Der positive Geist der bisherigen Touren soll jedoch überleben.

Der Abschied:
Einige Radler fahren heute bereits heim. Auch für die anderen ist heute der Tag des Abschieds, denn morgen vormittag geht der Zug nachhause. Am AOK-Stand noch ein Videoprint. Zum Essen eine Käsestange. Am B3-Stand hole ich meinen Wein und noch eine eiserne Ration Brausestangen. In der Disko gibt es Captain Jack. Erst so gegen Mitternacht liege ich auf meiner Matratze.

Die Heimfahrt Passau -> Taufkirchen (7.8.99)
So gegen 5:30 trampeln zunehmend mehr Radler über den Schwingboden der Nibelungenhalle an meinem Kopf vorbei. An Schlafen ist nicht mehr zu denken. Kurz vor 6:00 wird es dann lauter. Um 6:10 geht das Licht an in der Halle. In der Herrentoilette dann das morgendliche Gedränge.

Mein Zug geht erst um 10:30. Sven möchte, daß ich ihm das Foto nachhause nach Bayreuth schicke. Mit Hartmut und seinen Kollegen fahren wir mitsamt unserem Gepäck zum Bäcker in der Fußgängerzone. 1 Nußplunder, 1 Croissant (2.-). Bei dem anderen Laden sehe ich auch Obst. 1 Karotte, 4 Pflaumen, 1 Nektarine, ein paar Aprikosen (2.27). Gemütlich essen wir die ganzen tollen Sachen am Tisch hinten in der Bäckerei. Noch einen frischgepreßten Orangensaft (3.-).

Langsam müssen wir los. Hartmut ist Heilpraktiker in Karlsfeld. In der Fußgängerzone füllen wir noch einen Fragebogen aus zur Zukunft der Passauer Innenstadt, dann geht es zum Bahnhof. Ganz vorne ist noch ein ganzer Wagen frei für die Räder. Im 2. Wagen dahinter finden wir ein freies Abteil. Pünktlich um 10:30 fährt der BR-Radlzug in Richtung München ab und kommt 12:45 wie vorgesehen am Hauptbahnhof in München an.

Den Rucksack auf dem Rücken und die Jutetasche mit dem gewonnenen Frankenwein über der linken Schulter suche ich mein Rad aus dem vorderen Waggon. Richtung Goetheplatz, vorbei am Arbeitsamt, über die Isar geht die Fahrt. Es nieselt. Am Candidplatz geht es hoch zum 60iger Stadion, vorbei an der Agfa, wieder durch die ehemalige McGraw-Kaserne. Durch die Amisiedlung dann nach Unterhaching, rechts in die Parkstraße, an der Fina-Tankstelle links nach Unterhaching.

Die Last ist schwer und so komme ich nach 14km um 13:43 zuhause in Lackenschusterweg 2 an. 819km war die Tour für mich lang, zumindest solange sich der Tacho nicht irrt. Damit endet das Abenteuer der diesjährigen 10. und für mich ersten BR-Radeltour.

Schön war es. Mal sehen ob ich im nächsten Jahr dabeisein kann. Mit neuem Elan.
(aufgeschrieben im August 1999 Matthias Weisser)

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