Buch als Datei
|
Südamerika: Peru, Bolivien, Chile - Erlebnisse einer Rundreise
(mit Inkatrail)
34000km mit Flugzeug, Bus, Bahn, Buggy, Jeep, Mountainbike und zu Fuß.
Lima - Nazca - Cuzco - Inkatrail - La Paz - Uyuni
"ein Reiseführer, der sich von anderen völlig abhebt..
unterhaltsam geschrieben.. kurze Sätze.. herzerfreuende Kleinigkeiten/Details..
benötigte Gepäckstücke.."
mit Tipps zum Thema alternative Medizin..
148 Seiten, 130 Abbildungen
Inhalt: Vorwort, Kurzgeschichte Perus, Währung, Rundreise -
Santiago de Chile, Lima, Pisco, Ica, Nazca, Arequipa, Colcatal, Cabanaconde,
Cuzco, Inkatrail, Machu Picchu, Cuzco, Juliaca, Titicacasee, Uros, La
Paz, Oruro, Uyuni, Salzwüste, Chuvica, San Pedro de Atacama, Atacama-Wüste,
Vor/Nachteile Perus, Checkliste: Was nehme ich mit |
Ziel |
Land und Leute kennenlernen (Viventura) |
Wann |
6.5. - 28.5.2004 |
Beteiligte |
Matthias Weisser, Markus Weisser, Reisegruppe |
Anreise |
S-Bahn: Taufkirchen -> München
Bahn: München -> Frankfurt
Flug: Frankfurt -> Madrid -> Santiago de Chile -> Lima mit
LanChile und zurück |
Reiseroute |
Santiago de Chile -> Lima -> Pisco -> Ica -> Nazca ->
Arequipa -> Colcatal -> Cabanaconde -> Arequipa -> Cuzco
-> Inkatrail -> Machu Picchu -> Cuzco -> Juliaca -> Titicacasee
-> Uros -> La Paz -> Oruro -> Uyuni -> Salzwüste
-> Chuvica -> San Pedro de Atacama -> Atacama-Wüste ->
Calama |
Impfungen |
keine durchgeführt |
Währung |
Visakarte, Dollars und Euro in chilenische Pesos, peruanische Soles
und Bolivianos eintauschen |
angezogen |
leichte und warme Kleidung |
Erfahrungen |
Weites Land mit sonnigem trockenem Wetter. Reiche Kulturschätze
der Inkas in Peru. Gefälle reich -> arm von Chile -> Peru
-> Bolivien. Freundliche einfache Menschen am Titicacasee, viele
schlechte Straßen, durch tolle Wüstenlandschaften mit der
Eisenbahn, toller Inkatrail nach Machu Picchu, Märkte mit Obst,
frischgepressten Säften, Chili, große Höhenlage bis
4700m, Coca Blätter, interessante MTB-Tour auf der gefährlichen
Straße, tolle CD von Viventura mit Bildern von der Reise, Reisetagebuch
im Internet.. |
Finanzielles |
MTB-Tour, teures Chile, Trinkgelder für Führer/Fahrer einkalkulieren. |
Tipps |
MTB-Tour, warme Sachen für den Wüstentripp mit dem unbeheizten
Jeep (Heizung defekt), Videokamera staubdicht verpacken (Sand!), auf
Sandkörner beim Filmwechsel achten, Pullover und warme Sachen mitnehmen |
aufgeschrieben |
im Dezember 2004 aus den Notizen vom Mai 2004 © 2004-2022
Matthias Weisser |
Von Santiago de Chile aus fliegen wir nach Lima. Mit dem Bus geht es nach
Pisco, Ica und Nazca. Über Arequipa ins Colcatal hinauf nach Cabanaconde
und von Arequipa per Flug nach Cuzco, wo der Inkatrail mit der Anfahrt mit
der peruanischen Eisenbahn startet. Mit Perurail - Richtung Puno - besuchen
wir einen Bauernhof am Titicacasee und fahren weiter nach La Paz. Über
Oruro geht es nach Uyuni und durch die Wüste nach Chuvica und San Pedro
de Atacama. Von Calama fliegen wir nach Santiago de Chile und Madrid zurück
nach Deutschland.
Textauszug . . .
4. Tag: Sonntag 9. Mai - Fahrt nach Ica
Pisco -> Paracas (Ballestas Inseln, Museum) -> Ica, Oase Huacachina,
mit dem Buggy durch die Wüste
Um 6:00 klingelt der Wecker. Draußen zwitschern die Vögel.
Das Kopfkissen ist steinhart und mein Nacken reichlich verspannt. Die Dusche
hat einen verchromten Einhebelmischer. Der Stromausfall ist bald vorüber.
Wie idyllisch die Anlage wirklich ist sieht man heute viel besser als gestern
Nacht. Vom Dach aus hat man einen guten Blick auf die Stadt. Die Anlage ist
im Internet zu finden unter www.posadahispana.com. "Mate de Coca"
steht auf den grünen Teebeuteln - Coca-Tee. Es gibt auch "Manzanilla"
- Kamille.
Welche Pflanzenstoffe es wohl sind, die die positive Wirkung von "Cat`s
Claw", Lapacho oder COD-Tee begründen? Nur langsam kommt die Wissenschaft
voran und versucht aus finanziellen Gründen die "Natur zu verbessern",
um sie dann patentieren zu können. Leider gelingt eine echte Verbesserung
meist nicht, und so muss dies die Werbung ausgleichen.
7:36 fährt unser Bus ab. Etwa 150km werden wir heute bis Ica zurücklegen.
Die üble Qualität der Straße erinnert an Costa Rica. Gegen
8:15 stehen wir an der Bootsanlegestelle bei Paracas. 15 Minuten fahren wir
in orange Schwimmwesten gekleidet hinüber zu den Ballestas-Inseln. Damit
man bei der schnellen Fahrt nicht so nass wird hat das Boot vorne einen Spritzschutz.
Trotzdem bekommt so mancher gelegentlich einen Spritzer ab.
Unmengen von Vögeln leben hier. Nicht umsonst werden diese Inseln als
das "Galapagos des armen Mannes" bezeichnet. Carlos, unser örtlicher
Führer zeigt uns neben den mysteriösen Zeichen im Fels mit dem Namen
"El Candelabro"aus der Zeit um 300 vor Christus auch Seelöwen,
Pinguine und Pelikane, die sich hier um die Lochfelsen tummeln.
Über ein Gestell wird der gesammelte Guano verladen. Die kleinen Fische
verarbeitet man hier zu Fischmehl, die großen isst man.
. . . .
In Ica gibt es winzige Taxis. 15:10 sind wir bei unserer heutigen Unterkunft
in der Oase Huacachina. Die "Hosteria Suiza" führt ein Schweizer.
Unser Zimmer 6 geht nach vorne hinaus. Die Zimmerdecke ist aus Stroh gefertigt.
Die Dusche bekommt natürliches Licht von oben her.
Rasch umziehen und die Ritzen der Kamera gut mit Klebeband abdecken. Draußen
steht der grüne Buggy für den zweistündigen Sanddünentrip.
15:30 springt der starke offene Motor an und bullert richtig los, als wir
- bestens angeschnallt - die Einfahrt in die Wüste nehmen.
Unser venezuelanischer Fahrer mit dem Namen "Chamo" lächelt
freundlich unter seiner Wollmütze hervor, während wir nun mit viel
Power hinauf- und dann plötzlich wieder ganz steil herunterfahren. Wie
Achterbahn fühlt sich das an. Das Dünensurfen macht großen
Spaß: Dazu wird das Sandboard dick mit Wachs eingestrichen. Mit dem
Kopf voraus, die Hände auf das Brett gestützt geht es dann steil
hinab, um rasch Tempo zu gewinnen. Der feine Sand ist danach natürlich
überall: Er rieselt aus Haaren und Hosentaschen und knirscht zwischen
den Zähnen.
Neben unserer Oase gibt es noch eine ältere von 1947, die zunehmend von
den Sanddünen eingenommen wird. Um den Sonnenuntergang in voller Schönheit
erleben zu können klettern wir eine Düne hoch. Gleich dahinter liegt
das Haus des Schweizers in der Oase Huacachina. Bevor wir ins Haus dürfen
müssen wir den Sand loswerden. Aus den Jeans und T-Shirt, aber auch aus
der Kameratasche und Fotoapparat. Die Turnschuhe sind bestens gefüllt
und nun wird mir klar warum Xenia heute keine Socken trägt.
Erst als wir oben im Badezimmer den verbliebenen Sandhaufen mit dem Waschlappen
wegputzen wird klar, wie viel Sand trotz der Vorreinigung noch aus den Taschen,
aus der Unterhose und aus Haaren, Ohren, Augen und Nase kam. Rasieren.
19:45 sitzen wir zum Abendessen zusammen. "Arroz con pollo" gibt
es, Hühnchen mit Reis, grünen Erbsen und Karotten. Die Videoaufnahmen
von heute sind recht gut gelungen. 25 Soles bezahlen wir für das Essen
und 2 für den Zauberer, der uns die Zeit versüßt hat. Unser
Geld wird zur Zeit rasch weniger.
21:20 erreichen wir unser Zimmer. Wie lange es diese Oase noch geben wird?
Xenia meint, dass es immer weniger Wasser gäbe. Und so ist es wohl nur
eine Frage der Zeit, bis die nahen Dünen sich Stück für Stück
Land zurückerobern werden.
UNTERKUNFT: HOSTERIA SUIZA IN OASE HUACACHINA, ICA
. . . .
12. Tag: Montag 17. Mai - Inkatrail 1. Tag
Cusco -> mit Peru Rail bis km 104 Richtung Aguas Calientes, Inkatrail
bis Wiñay Wayna
Pünktlich um 5:00 läutet die Kirchenglocke. Den Wecker rasch verpacken,
die lange Hose anziehen mit den abnehmbaren Beinen, den Fotoapparat in die
Hosentasche. Pullover. Das T-Shirt steckt im Rucksack. Den Sonnenhut auf den
Kopf. In der Videotasche stecken Reisepaß, Ersatzbatterie und -film
für die Kamera, Ersatzkassetten, Ersatzpapier und der Stift zum Schreiben.
Die große Reisetasche zu, sie bleibt im Hotel. 5:15 zum Frühstück.
Brot gibt es, Butterbällchen, Marmelade und Cocablätter für
den Tee. Dazu wieder ein Glas frisch gepresster Orangensaft.
Statt des unhandlichen Anoraks packe ich lieber noch einen weiteren Pullover
ein. Die Reisetaschen stellen wir zur Aufbewahrung in Zimmer 202 ein. Die
Tickets von Vanessa noch und dann geht es 5:50 mit dem Bus los zum Bahnhof
San Pedro, den wir ja schon von gestern kennen. Heute ist eine Türe offen
und es stehen viele Leute an.
Für unseren Bus wird ein separates Tor zur Durchfahrt geöffnet.
Innen steigen wir aus und bekommen von Xenia einen kleinen Snack, der gerade
noch in den kleinen Rucksack passt. Hier stehen die blauen Wagen von "Peru
Rail" mit der gleichfarbigen Diesellok davor.
Pünktlich 6:15 setzt sich unser Zug in Bewegung. Laut www.perurail.com
heißt er Backpacker1 und bietet zusätzlichen Stauraum für
die Rucksäcke der Abenteurer. 3 ¼ Stunden werden wir nun durch
das heilige Tal unterwegs sein.
Nach ein paar Minuten wechseln wir die Fahrtrichtung. Und so geht es auf einem
anderen Gleis weiter hinauf. Und wieder wechselt die Richtung. So wird auf
wenig Raum rasch Höhe gewonnen, wenn auch diese Zick-Zack-Fahrweise bis
Poroy ziemlich ungewohnt ist. Die Wagen schaukeln bei der langsamen Geschwindigkeit
gegeneinander hin und her. Wenn man den Kopf zu einem der kleinen Schiebefenster
hinaushält muss man aufpassen, dass man nicht eine Wolke schwarzen Dieselqualm
erwischt. Das Machu Picchu-Frühstück besteht aus einer kleinen gelben
Frucht, die süß schmeckt und Kalzium und Vitamine enthalten soll.
Bis 1980 gab es in Peru keine Schulen, keinen Strom und keine Wasserleitung.
Unter Präsident Fujimori ergaben sich Fortschritte. Waschmaschine und
Trockner sind jedoch auch heute noch weitgehend unbekannt. Als Trockner dient
die Sonne. Und sonnengetrockneter Mist wird auf dem Land immer noch gerne
als Brennstoff verwendet. In einem Zimmer leben manchmal noch Menschen und
Tiere zusammen, wie wir es in Cabanaconde beobachtet haben.
Reifen werden hier 15 Jahre alt. Früher gab es Schuhe aus Lamaleder -
man stellte dann aber auch welche aus alten Reifen her, sogenannte Osotas.
Und diese waren oft besser als die heutigen Industrieschuhe. Früher erkannte
man die Herkunft der Volksgruppen an der Kleidung, und brauchte so keinen
Personalausweis.
Der Zug war für die Bevölkerung einst kostenlos. Heute ist er privatisiert
und gehört zum Orient-Express. Der Service ist schlechter geworden, dafür
müssen nun auch die Einheimischen etwas für die Fahrt bezahlen.
Immerhin 29.75 US$ hat unser Bahnticket bis Machu Picchu gekostet, das wir
nur bis km104 nutzen werden.
Das Ausleihen eines Traktors kostet 20 Soles - ein kleines Vermögen für
hiesige Verhältnisse. Und so benutzt man eben den Inkapflug aus Zedernholz,
Eukalyptus oder Bronze. Das auf dem Land übliche Maisbier hat nur 1%
Alkohol und wird Chicha genannt.
Die Mehrheit der Bevölkerung hat Angst vor dem Arzt und nutzt keine Hebamme.
Stattdessen stellt man Cremes aus Eukalyptusblättern her oder trinkt
aus Pflanzen hergestellten Tee. Auch gegen Prostatitis gibt es einen solchen
Tee. Wer Zahnschmerzen hat kaut Coca-Blätter. Das Reformhaus ist hier
die Natur.
Und so braut man sich aus der "Moco Moco"-Pflanze jeden Tag eine
Tasse Tee, der gut gegen Osteoporose helfen soll. Gegen schmerzende Stellen
soll man Blätter mit Urin auf die betroffene Schulter/Knie aufzulegen
- Urintherapie. Gegen die Höhenkrankheit soll Muña Muña
(gesprochen Munja, riecht ähnlich Pfefferminz) wirksam sein. Dazu platziert
man die feuchten Blätter links und rechts neben den Augen für etwa
10 Minuten.
Cocablätter sind sehr vitamin- und mineralstoffreich: 100g enthalten
rund 1.5g Kalzium, 1.1g Natrium, 0.9g Phosphor, 45mg Eisen, 24mg Bor, 3.8mg
Zink, 53mg
Vitamin C, 44mg
Vitamin
E, 20mg Betacarotin, 5mg Niacin, 1.73mg Vitamin B2 und
Vitamin
A, B1, B6 etc. - im Vergleich zu Mais, Weizen, Reis, Kartoffel laut einer
Untersuchung der Harvard-Universität eine wahre Nährstoffquelle.
Dr. Emma Cucchi gründete im Januar 1999 die Non-Profit-Organisation K'uychiwasi
(=Regenbogen) in Cusco, die aus den natürlich im Land wachsenden Coca-Blättern
Nützliches wie Teebeutel, Energieriegel, Plätzchen, Schokolade,
Zahnpasta, Seife, Bonbons und Spaghetti herstellt. Im Oktober 2002 gewann
die Firma den "Slow Food Award" in Turin, der - im Gegensatz zur
"Fast Food"-Bewegung - für ökologische Arten der Nahrungsproduktion
verliehen wird.
Die Produkte sind so gut, daß sie in alle Welt verkauft werden. Es soll
auch eine recht wirksame Creme gegen Arthritis geben. Nähere Informationen
im Internet unter www.kuychiwasi.org. Natürlich gefällt dieses Geschäft
mit der Natur einigen Herstellern künstlicher chemischer Produkte nicht
- schmälert es doch deren Profit. Und so setzen sie alles daran die Naturmaterialien
vom Markt zu verdrängen. Vanessa erzählt von der US-Firma in Lima
mit dem Namen Devida, die gegen die Coca-Blätter ist und eine Zerstörung
der Stauden im Land herbeiführen möchte.
Mich erinnert dies an die Geschichte vom Hanf. Es gab wirklich eine Menge
naturnaher höchst wertvoller Produkte, deren Herstellung in Kriegszeiten
sogar durch hochoffizielle staatliche Literatur und Filme massiv gefördert
wurde. Der Film "Hanf für den Sieg" wurde 1943 in den USA gedreht.
Nach dem Krieg jedoch setzte die zivile Industrie auf Kunststoffe und künstliche
patentierbare Arzneimittel mit höheren Profitspannen und so beeinflusste
man die Politik bis das Ziel des Anbauverbots für Hanf erreicht war und
die neuen künstlichen Produkte so eine Marktchance hatten.
Wer erinnert sich heute noch an die Hanfbutter, die im Mittelalter den Bauern
eine höhere Widerstandskraft als dem Adel bescherte? Wer weiß noch
etwas von Henry Fords Auto aus Holzfasern, Hanf etc. aus dem Jahr 1941 mit
einer Karosserie leichter als Stahl - 10x so stabil ohne bei einem Unfall
bleibend zu verbeulen?
Und wer weiß, dass es sich bei Cannabis angeblich um das sicherste aller
bekannten Arzneimittel handelt? So steht das jedenfalls in Herer/Bröckers
Buch über den Hanf auf der Seite 95. In Kriegszeiten wurden "Teile
des Triebwerks mit Hanföl geschmiert, waren die Tragegurte des Fallschirms
aus Hanf, ebenso wie Takelage, Tauwerk, Feuerwehrschläuche und die Nähte
der Schuhe." Die US-Regierung wusste wohl was sie tat als sie 5 Jahre
später, nachdem sie Hanf 1937 für ungesetzlich erklärt hatte
seinen Anbau für Kriegszwecke schleunigst wieder freigab. Mehr über
das Thema Hanf in www.mweisser.50g.com/hanf.htm.
Obwohl es nach dem Krieg weitaus mehr Alkoholsüchtige als drogenabhängige
Marihuana-Konsumenten gab wurde der Hanf bekämpft bis er nahezu komplett
verschwunden war. So ähnlich scheint sich das nun zu wiederholen mit
der Coca-Planze. Zur Herstellung eines einzigen Kilogramms Kokain benötigt
man wohl 300-500kg Cocablätter - eine Irrsinnsmenge. Und dazu Kerosin,
Schwefelsäure, Benzin, Äther, Pottasche und andere Zutaten. Wer
sich berauschen möchte findet sicher einfachere legale Wege, als sich
mit der Herstellung dieses aufwendigen Gebräus näher zu beschäftigen.
Gerade wird der Verpflegungswagen durchgeschoben und gegen 8:00 wechselt der
Zug wieder einmal die Richtung. Neben uns fließt der Fluß Urubamba,
der uns weiter begleiten wird. Die schneebedeckten Berge, die wir teilweise
vom Zug aus sehen können sind zwischen 5600 und 6271m hoch.
8:40 halten wir und es steigen eine Menge französische Touristen zu.
Die Aufräumaktionen vom Juni 2001 und Mai 2002 sind deutlich spürbar.
So wurden zwischen km77 und 107 mehr als 7 Eisenbahnwaggons Müll aus
Fluß und Landschaft entfernt. 9:07 erreichen wir km88, wo der lange
4-Tages-Inkatrail beginnt. Qoriwayrachina heißt der 2500m hoch gelegene
Ort. 4 Tage nimmt man sich Zeit für die 35km von hier aus. Übernachtet
wird im Zelt. Auf dem Weg soll es einen Bären geben.
"Chachabamba" heißt der ehemalige Kontrollpunkt der Inkas
hier in 2230m Höhe, dessen Ruinen noch zu erkennen sind. "Quechua"
war die Sprache der Inka. Um Botschaften zu übermitteln lief jeder Posten
3km. So entstand ein Nachrichtennetz. Jeder Läufer hatte Cocablätter
dabei. "15 Blätter kauen und dann daraus eine Kugel in der Backe
formen, einen Katalysator dazumischen." - so erklärt uns das Vanessa.
Die Vitamine A1, B1 und E seien für Augen und Haut gut. Coca-Blätter
dienten als Lokalanästhetikum.
Es wird Zeit den Insektenschutz gegen die Moskitos aufzutragen. Die ersten
haben mich schon gebissen. Manchmal sind von der Hose abnehmbare Beine eben
doch nicht die beste Idee. Unser heutiges Ziel Wiñay Wayna liegt in
der Ferne sichtbar vor uns. So geht es nun den schmalen steinigen Naturpfad
mit den hölzernen Brücken stetig bergan.
Gegen 11:40 machen wir eine kurze Pause auf etwa 2400m Höhe. Der schnelle
einheimische Träger überholt uns und nimmt Vanessas Sauerstoffflasche,
die sie für Notfälle dabei hat mit. 12:25 sind 2554m erreicht. Die
Stufen sind hier recht hoch, was ganz schön in die Beine geht. Zwei unserer
Damen schwächeln und so übernimmt Markus erst die schwere Wasserflasche
und dann den Rucksack.
13:20 halten wir an einem kleinen Wasserfall. Etwas kühles Wasser in
die Mütze gefüllt und dann auf den Kopf gesetzt erfrischt und bringt
neue Energie. So wandern wir nun am großen Wasserfall vorbei hinauf
zum Schild "Wiñay Wayna" auf 2650m Höhe. An dem großen
Fels links halten wir an. Dies sei ein heiliger Stein - ein Waca. Jeder bekommt
ein kleines Stückchen Stein mit Vanessas Markierung darauf.
Die Inkas nutzten die Natur und so sollten die steinernen Terrassen vermutlich
vor der Erosion schützen. Etwa 45% davon wurden restauriert. Die schweren
Steine beständen aus Granit, der Quarz und Feldspat enthalte. Der Transport
eines Steines dauerte vermutlich etwa 2 Wochen. Vanessa meint, dass an Machu
Picchu mindestens 150 Jahre gebaut wurde.
Über die Terrassen geht es hinauf zu den Ruinen. Die Wasserversorgung
funktionierte über ein System von steinernen Rinnen, wo das kostbare
Nass immer wieder ein Stück weit herunterfallen konnte.
. . . .
17. Tag: Samstag 22. Mai - Die MTB-Tour
Frühstück, Mountainbiketour 64km Downhill -> Coroico
6:40 klingelt der Wecker. Draußen am Berg sieht man noch die vielen
Lichter der Großstadt brennen während auf den Straßen unter
uns das morgendliche Chaos wütet. Katalysatoren gibt es hier fast keine,
trotzdem aber nur wenig Smog. Das amerikanische Toilettensystem mit dem wirklich
gut funktionierenden Wirbelprinzip ist immer wieder eine große Freude.
Heute greife ich zu dem kurzärmligen roten T-Shirt. Ein wenig Sonnenschutz
auf die Arme und die Zusatzärmel in den Rucksack. 7:15 Frühstück.
Früchte gibt es: Papaya, Ananas, Melone, Apfel. Und natürlich Brot,
Butter und Marmelade und frischen Fruchtsaft. Hier am Fenster im 5. Stock
hat man einen tollen Blick auf die Stadt. Die Sonne lacht mir direkt ins Gesicht.
Der kleine holzgefeuerte Ofen neben dem Tisch ist abends in Betrieb.
7:45 treffen wir unseren Guide zur Mountainbiketour, zu der wir ja schon seit
Arequipa vorgemerkt sind. Eigentlich hätte die Vorbesprechung gestern
stattfinden sollen und auch der Geldwechsel der übrigen Soles in Bolivianos.
Aber da fuhren wir ja den langen Umweg. Und hatten an der Grenze dann nachts
wohl keinen Nerv mehr noch Geld zu wechseln. Für einen Sol hätten
wir 2 Bolivianos bekommen. So hatte ich das in Erinnerung.
Die Agentur "Andes Amazon Adventures" (im Internet www.andesamazon.com)
ist nur ein paar Ecken vom Hotel entfernt. Die Fotos der Mountainbiketour
schauen wirklich beeindruckend aus: Überall schönes Wetter und lustige
Gesichter. Und so füllen wir drei - Berit ist auch mit dabei - den Bogen
aus. Für die 55$ pro Person bekommt jeder als Erinnerung ein Survival-T-Shirt
mit der aufgedruckten Streckenführung.
Heute werden wir also die gefährlichste Straße der Welt, die "El
Camino de la Muerte" (Death Road) kennenlernen - downhill=bergab. Auf
4640m Höhe werden wir von "La Cumbre" aus starten und bis auf
1295m "Yolosa" herunterfahren. So steht es auf dem T-Shirt. Helm
und Handschuhe bekommen wir gestellt. Und die soliden Räder mit den hydraulischen
Scheibenbremsen werden soeben auf dem Dach des geländegängigen Toyota
Landcruisers festgezurrt. Nun geht es also durch La Paz, vorbei an der letzten
Einkaufsmöglichkeit, vorbei an den Lamas am Straßenrand - frisch
getankt - hinauf zum Startpunkt, wo es durchaus schneien kann.
9:15. La Cumbre: Hier stehen die Busse mit den Rädern. Wir ziehen die
Radhosen über und orangefarbene Schutzjacken. Den Sattel rasch eingestellt,
die Bremsen geprüft, die Radhandschuhe übergestreift, die Videokamera
über die Schulter gehängt und los.
Auf dem glatten Asphalt läuft es wirklich gut. Wie eine Nähmaschine
brumme ich mit den extrabreiten Mountainbikewalzen herunter. Vor mir fahren
Berit und Markus. Und mit einigem Abstand folgt uns Sebastian mit dem Jeep.
Das Wetter hier oben ist heute herrlich sonnig, der Himmel blau, das Wasser
links am Straßenrand steif gefroren. Weiter unten kommt uns ein Trupp
Geher der mexikanischen Nationalmannschaft entgegen. Welch Glückstag!
10:40 geht es - an der Coca-Kontrollstelle vorbei - ein Stück weit bergan
und dahinter machen wir Pause mit Müsliriegeln, Wasser und Banane. In
dieser Höhe spürt man als Ungeübter bereits die kleinste Anstrengung.
Leider verschlechtert sich das Wetter rapide, je weiter wir nach unten kommen.
Richtig dunstig wird es, feucht und nass. Und dann biegen wir von der asphaltierten
neuen Straße nach rechts auf die alte unbefestigte ab, die die ganzen
Lastwagen nehmen müssen. Gefahren wird ab jetzt auf der linken Straßenseite,
weil hier früher zuviele Lastwagen abstürzten. Und genau links geht
es für uns Radler bis zu 600m steil in den Abgrund, wenn man beim Bremsen
auf der groben Piste allzu sehr ins Rutschen kommt. Jedes Jahr verunglücken
auf dieser Strecke etwa 100 Menschen tödlich, darunter im Schnitt 3 Mountainbiker.
Hektor - unser Tourguide fährt voran und wir folgen. Sebastian im Jeep
ist ein Stück vorausgefahren und meldet uns per Funk, wenn Lastwagen
entgegenkommen, so dass uns Hektor rechtzeitig in eine Ausweichstelle bugsieren
kann. Es gibt Gedenksteine, die vergangene tödliche Missgeschicke dokumentieren.
Hier, wo wir unsere belegten Brötchen zu uns nehmen verunglückte
eine 30-jährige.
Hektor fährt die Strecke vermutlich fast täglich. Sein eines Brillenglas
hat in der Mitte einen mächtigen Sprung. Und auch seine Vorderzähne
haben wohl etwas abbekommen. Die schweren Lastwagen, die uns hier entgegenkommen
fahren auf der stellenweise nur 3.5m breiten Piste so knapp am Rand entlang,
dass die äußeren Doppelreifen über dem Abgrund schweben. Ein
Trupp Arbeiter arbeitet an der Entschärfung der schlimmsten abgerutschen
Stellen.
Bei dem nassen Wetter heute fahren wir freiwillig langsam, weil die extra
breiten Stollenreifen sonst eine Menge Dreck auf Gesicht und Rücken schleudern.
Zudem ist die Sichtweite oft stark eingeschränkt. Die Gruppe, die an
mir vorbeirast muss wohl mehr sehen. Sonst kann ich mir das knackige Tempo
nicht so ganz erklären.
Bald ist alles ziemlich naß. Es gibt einen Felsüberhang, wo ein
Wasserfall wie eine mächtige Brause auf uns niedergeht. Was bei sonnig
warmem Wetter ein richtiger Spaß sein kann erscheint uns heute nicht
so günstig.
Weiter unten reißt die Nebelwand zunehmend auf. Die Strecke ist hier
ziemlich eben, was nun auch deutlich Tretarbeit erfordert. Der feuchte Dreck
an Kette, Zahnrädern und Lager führt zu stark überhöhten
Reibwerten, so dass ich manchmal denke, dass es einfacher für mich wäre
das Rad zu schieben, als zu versuchen weiter zu treten. Hektor kurbelt das
Pedal einige Male wild rückwärts. So geht es wieder deutlich besser.
In einer großen Kurve fließt das Wasser mitten über die Straße.
Wie tief es an der Stelle wirklich ist merke ich, als das Vorderrad satt eintaucht
und das Weiterkommen hemmt, so dass ich mit den Füßen Halt suchen
muss, um nicht vollends baden zu gehen. Das eingedrungene Wasser quietscht
nun mächtig in den Schuhen. Dafür sind die Temperaturen deutlich
angestiegen.
Für das letzte Stück zu unserem Ziel Coroico verlassen wir die Straße:
Links geht es einen schmalen Pfad hinab. Die hintere Hydraulikbremse ist voll
angezogen, das Rad blockiert und trotzdem rutsche ich über die groben
Steine munter weiter den Weg entlang.
Weiter unten kommt eine scharfe Kurve. Das ging gerade noch einmal gut. Und
dann geht es im Wald zwischen Hühnern und Gänsen hindurch über
eine Hängebrücke über den Fluss. Hier im subtropischen Coroico
endet unsere wilde Tour. 14:30. Die Räder kommen wieder auf den Jeep
und wir erst mal unter die Dusche. Alles ist mit braunen Flecken überzogen:
Hose, Schuhe, Socken, Pullover. Nun verstehen wir auch den Sinn der Schutzkleidung.
Das gröbste wird so von der eigenen Kleidung ferngehalten.
Zum Essen haben wir auf der Veranda scheinbar mitten im Dschungel Platz genommen.
Die Orangen hängen fast in Reichweite und im Hintergrund ertönt
sanft das Rauschen des Flusses. Das Büffet ist gut bestückt: Gemüsesuppe
mit Nudeln, Hühnchen, Maniok sind nur einige der schmackhaften Wahlmöglichkeiten
heute. Der Mandarinensaft wird für uns frisch gepresst. Nur den letzteren
müssen wir bezahlen - in Bolivianos, die wir noch gar nicht haben. Also
geht es auch mit Dollars (1$=7.9Bs).
Ein kleines zahmes Äffchen lebt hier, das sich von Ast zu Ast hangelt
und ein Alpaka, das manchmal vor der Türe liegt. Dazu gehören auch
die Gänse, die uns vorhin begegnet sind und der Papagei. Ein kleines
Stück Paradies also - seit knapp 2 Jahren.
16:10 brechen wir auf und müssen nun die ganze Strecke mit dem Jeep zurück.
Der Bus, der uns entgegen kommt rutscht beim Bremsen in der Kurve in Richtung
Abhang. 17:20 erreichen wir die asphaltierte Straße. Flott saust unser
Landcruiser die Steigung hinauf. Ständig läuft nun unser Scheibenwischer,
wo es heute morgen noch so schön war. Durch den Tunnel. Es ist eine einzige
Nebelsuppe und wird kälter und kälter, je weiter wir nach oben kommen.
Hektor schüttelt den Kopf. Erst ganz oben am See löst sich der Dunst
auf. Gegen 18:00 erreichen wir die Stelle, von der wir heute morgen gestartet
waren.
Meine Füße in den nassen Schuhe sind eiskalt. Die Ersatzschuhe
wären heute praktisch gewesen. Davon stand leider nichts in den Unterlagen.
Nun geht es bergab nach La Paz. In der Dämmerung erreichen wir die ersten
Häuser. Die Straßenbeleuchtung brennt und aus den Lautsprechern
in unserem Jeep tönt fetzige Musik aus den 70ern: "Seasons in the
Sun". Auf den Straßen der Großstadt herrscht wieder das übliche
Chaos. 18:45 erreichen wir das Büro, von wo wir heute morgen gestartet
waren.
19:05. Im Hotelzimmer versuche ich zumindest die gröbsten Flecken aus
dem Pullover auszuwaschen, bevor wir nach oben gehen ins Restaurant zu den
anderen, die heute La Paz besichtigt haben. 22:15 ins Bett.
UNTERKUNFT: HOTEL GALERIA IN LA PAZ BOLIVIEN
Danke, daß Sie den Bericht bis hier verfolgt haben.
Ich hoffe Sie hatten Ihren Spaß dabei. :-)
Wenn Sie also Lust haben weiterzulesen oder das Buch zu verschenken klicken
Sie bitte
Mit
mehr als 130 hochauflösenden Abbildungen, Kurzgeschichte Perus
und Boliviens, Hinweisen zu Währungen und Checkliste für die
Reise.