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Die Radtour von Taufkirchen nach Meran
800km in 6 Fahrtagen

Ziel Freunde in Marling bei Meran besuchen
Wann 23.5. - 30.5.1988
Beteiligte Karl Schuster, Bernhard Schuster, Matthias Weisser, Markus Weisser, Michael Leistner, Ulrich Helber
Strecke Taufkirchen -> Landeck: 164km
Landeck -> Marling/Meran: 132km und wieder zurück mit dem Renner
Taufkirchen -> Ohlstadt -> Taufkirchen: 140km mit dem 3-Gang-Rad
(800km in 6 Fahrtagen)
Orte Taufkirchen, Penzberg, Eschenlohe, Garmisch, Grenze bei Griesen, Grenze vor Ehrwald, Fernpaßhöhe, Schloß Fernsteinsee, Nassereith, Imst, Landeck.
Pfunds, Reschenpaß, Burgeis, Laas, Forst, Marling/Meran und eine ähnliche Strecke zurück
Räder Renn- und Tourenräder bis 12-Gang: vorne 42/52 hinten 15/16/17/19/22/26 mit Flaschenhalter und Radschloß
Rahmentasche Ersatzsocken, kurzärmliges Unterhemd, lange Überziehhose (auch als Schlafanzug), Paar warme geschlossene Handschuhe für kalte Pässe und frühe Morgenstunden, 2. Paar Schuhe, falls ein feuchtes Paar gewechselt werden muß bzw. fürs Laufen, Regennotkleidung
Taschenmesser, Streichhölzer, Nagelschere, Zahnbürste, Pasta, Bleistift, Notizbuch, Alkohol zum Einreiben bei Insektenstichen oder schmerzenden Knien, Seife, Kamm, Reisewecker, ggf. Rasierzeug, Karte(n), Ersatzfilm, Auslandskrankenschein, Postsparbuch/Karte, Nottaschenlampe f. Tunnel, Lippenpflegestift, Schirmmütze mit windböensicherer Befestigung (alternativ Helm mit Durchlüftung), Fahrtbrille bei Empfindlichkeit gegen entgegenkommende Mücken oder Fliegen, 1. Hilfe Set (Mullbinde, Salbe).
Ernährung: Kraftriegel bzw Müsliriegel bzw Studentenfutter zur Deckung des Energieverbrauchs bei längeren Steigungen (ständig etwas knabbern ist besser als mit dem Essen zu warten bis nichts mehr geht!, Schokolade schmeckt zwar gut, läuft aber in der Hitze weg!), Mineralsalztabletten/Vitamintabletten, Trinkflasche (regelmäßiges Füllen und Trinken nicht vergessen !).
Werkzeugtasche falls man sich im Ernstfall eine gewisse Unabhängigkeit bewahren will:
Rolle Isolierband, Imbusschlüssel, Taschenmesser, Pumpe,
Ersatzmantel für alle Fälle, Ersatzschlauch, funktionsfähiges! Flickzeug, Reifenhebel, Speichenschlüssel (unentbehrlich zum Lockern der restlichen Speichen, falls eine Speiche bricht!), passender Kranzabzieher (es kann durchaus vorkommen, daß im nächsten Ort kein passender Abzieher zu bekommen ist.), Schlüssel zum Radausbau, Sattelfestziehen, Bremsen nachstellen (ein plötzlich lose werdender Sattel kann einem die ganze Tour vermiesen, falls kein passender Schlüssel kurzfristig zu Hand ist. Solche Dinge passieren natürlich immmer Sonntag nachmittags), Ersatz-Bremsgummis sind im allgemeinen nicht erforderlich, man sollte allerdings nicht mit abgefahrenen, spröden Uraltgummis starten: vorher prüfen!, bei längeren Touren empfiehlt es sich etwas Öl für die Kette etc. mitzuführen, falls doch nach 150 km etwas zu quietschen anfängt. (Was lange quietscht ist irgendwann durch erhöhte Reibung abgenutzt), Putzlumpen (besser als Unterhemd !), einfacher Kettenaufmacher (falls Kette reißt und um 1 Glied verkürzt werden muß), Schlüssel zum Nachstellen der Schaltung, evtl. 1-2 passende Ersatzspeichen (Vorsicht: Längenunterschiede hinten links/rechts und vorne, sowie von Rad zu Rad)
angezogen kurze Radhose mit Sitzleder, Radtricotoberteil, kurzärmliges Unterhemd unter dem Tricot (saugt den Schweiß auf und kann bei Bedarf gewechselt werden ohne jedesmal das Tricot waschen zu müssen), Socken, Zusatzärmel, die bei Nichtgebrauch in den Tricottaschen mitgeführt werden, Armbanduhr, Brustbeutel mit ausreichend Geld in den benötigten Währungen, Personalausweis/Reisepaß, gut passende Turnschuhe mit ausreichender Profilierung für guten variablen Halt in den Tourenpedalen anstelle der nicht zum Laufen geeigneten Radschuhe, Radhandschuhe offen (nicht unbedingt), Müsliriegel hinten im Tricot, leichter Fotoapparat, Uhr.
vorgeschicktes Paket Schuhe, Socken, Unterhose, Unterhemd, Hemd, Pullover, lange Hose, Badehose, Duschgel, Handtuch
Erfahrungen Bei der Durchfahrt von unbeleuchteten Tunneln (z.B. Reschenpaß) ist nicht nur darauf zu achten, daß man etwas sieht, sondern auch rechtzeitig gesehen wird -> Rückstrahler in den Pedalen und Speichenreflektoren.
Steckschutzbleche taugen im Allgemeinen nichts. Das vordere lässt sich möglicherweise nicht problemlos montieren, das hintere deckt den Reifen unter Umständen nicht ausreichend ab.
Bei den Taschen darauf achten, daß sie möglichst regendicht sind, damit die Klamotten nicht feucht werden. groß sind. Die Rahmentasche liegt optimal im Schwerpunkt, gutes Fassungsvermögen. Nachteile: Beine schleifen beim Treten an der Rahmentasche vorbei (Hose wird dünner), Trinkflasche nicht mehr so leicht errreichbar, falls es überhaupt mit Flasche geht! Die hintere Befestigung wird bei feuchter Straße eingeschweint und scheuert dann langsam aber sicher die Rahmenfarbe ab (am besten etwas unterlegen!). Die Schalthebel am Rahmen sind möglicherweise nicht mehr leicht zu betätigen, weil man sie nicht richtig sieht und möglicherweise Fehlschaltungen durch das Eigengewicht der Tasche auftreten können.
Sattel richtig einstellen. Schon geringe Abweichungen gegenüber dem normalen Trainingssrad können sich auf längeren Touren stark bemerkbar machen.
Öl mitnehmen zum Kettenschmieren nach längeren Regenstrecken.
Auf jeden Fall Ersatzmantel, -schlauch und Speichenschlüssel mitführen.
Gute ausgewogene Übersetzung von 15-26 Zähnen (z.B. 15/16/17/19/22/26). Schutzblech möglichst nah aber nicht zu nah montieren (Testfahrt !).
Schrauben gut anziehen, evtl. Sicherungslack verwenden. Lenkertaschenbügel am Rad waagerecht biegen, damit die Tasche nicht bei allen Erschütterungen herausrutscht. Evtl. Bügel mit Tesafilm am Vorbau sichern (dann evtl. keine Abspannbänder notwendig, die sich ohnehin nicht besonders bewähren).
Finanzielles für 2 Personen ca. 102.- DM + 1250.- ÖS + 157000 Lire für Gaststätten, Übernachtung, Abendessen, Ausflüge, Postkarten, Studentenfutter, Haselnüsse, Sultaninen, Ortlerspeck
Tipps stimmen ?
+ Sattelhöhe, -neigung, -längsposition (z.B. Konopka: Richtig Rennradfahren)
+ Lenkerhöhe, Vorbaulänge
sind ?
+ irgendwelche Lager locker (Tretlager knackt?, Kurbeln fest? knack knack?)
+ Steuersatz wackelt? (knack knack?), Pedale haben Axialspiel?
+ Naben ausreichend gefettet und spielfrei, leichtgängig? (knirsch?)
+ alle Schrauben gut angezogen? (besonders auch die am Kettenblatt?)
+ die Laufräder einwandfrei zentriert? (gleichmäßige Speichenspannung?)
ist ?
+ die Schaltung in Ordnung (alle Gänge leer und unter Last schaltbar?)
+ quietschen die Kettenführungsrädchen am hinteren Umwerfer
+ die Kette ausreichend geschmiert?
springt ?
+ die Kette beim Schalten ab? (Probefahrt!)
schleift ?
+ irgendetwas irgendwo?
eiern ?
+ die hinteren Ritzel, wenn man das Hinterrad laufen lässt nicht tritt?
+ eiert das vordere Kettenblatt?
Aufgeschrieben im April 2000 aus den Notizen von 1988   © 2000-2014 Matthias Weisser

Die Rad-Tour nach Meran: 1988
Karl Schuster war bereits einmal in Südtirol gewesen mit dem Rad. Er schwärmte uns vor wie toll das gewesen sei und daß er es gerne dieses Jahr mit uns machen würde. Warum nicht. Wenn Karl Schuster mit seinen 57 Jahren solch eine Herausforderung annehmen wollte dann mußten wir es auch schaffen können. 2 Pässe galt es zu überwinden, den Fernpaß und den Reschenpaß. In 2 Tagen wollten wir die weite Strecke von Taufkirchen nach Meran schaffen. Am 30.4.1988 zeigte uns Karl oben in seiner Wohnung bei der Bäko die Dias seiner letzten Südtiroltour. Es war beeindruckend.

Planung:
Er drückte uns einen Zettel in die Hand mit der Planung. Die Übernachtungen hatte er für den Hinweg in Landeck gebucht und für den Rückweg in Nassereith. 3 Tage wollten wir unten bleiben in Meran, in der Pension Sonnenheim würden wir wohnen. An meinem Geburtstag am 12. Mai fuhren wir eine Proberunde über Wolfratshausen, Penzberg. Immerhin 116.5km standen am Ende auf meinem Tachometer. Petra hatte recht gut mitgehalten. Gerne wäre sie wohl mitgefahren. Am 21. Mai gab es die letzte Fahrerbesprechung.

Abfahrt:
2 Tage später ging es los, um 5:30 morgens. Rolf Sommerlatt verabschiedet uns mit einem Müsliriegel für jeden. Eisig kalt ist es, die 2 Paar Ärmel übereinander sind fast zu wenig. Leider habe ich keine Windjacke. Auch mein kleiner Minox-Fotoapparat vorne unter dem Tricot friert. So sind die ersten Bilder eindeutig zu lange belichtet.

Pause in Penzberg:
Kurz vor 8 Uhr erreichen wir Penzberg. 49 Kilometer sind zurückgelegt. In der halben Stunde Pause ist Zeit bei Bernhards Rad die Sattelhöhe einzustellen und die Schalthebel festzuziehen. Ein paarmal war sogar die Kette abgesprungen. Zeit auch die Wurstsemmel zu essen, Rolfs Müsliriegel und die gelbe Rübe.

Eschenlohe:
9:50 sind wir in Eschenlohe. Deutlich wärmer ist es geworden, tolles Wetter. Kein Wölkchen ist am Himmel zu sehen. Karl zieht seine lange Hose aus. Die Windjacke umgebunden geht es weiter.

Über den Fernpaß:
Eine knappe Stunde später sind wir bereits kurz hinter Garmisch. Noch 33km sind es bis hinauf zum Fernpaß. Ein toller Radweg. Zeit wird es die langen Hosen auszuziehen. Michi, Uli und Bernhard triebeln zielstrebig bergauf. 20 Minuten später erreichen wir die Grenze bei Griesen. 103 km zeigt der Tacho. Vorbei geht es an den Kanuten, die ihre Boote zu Wasser lassen. Plötzlich ist der schöne Radweg zuende.

Vitamintabletten:
6 Kilometer weiter, an der Grenze vor Ehrwald füllen wir unsere Flaschen auf. Karl mit dem mitgeführten Multivitamintrank, wir mit Wasser und Vitamintablette.

Schwere Packtaschen:
Bernhard und Uli sind gut gefahren, haben aber Probleme mit Ihren großen Packtaschen. Michi hat es leichter mit seinem neuen Peugeot-Renner. Ich habe mein neues rotes Colnago dabei, Markus fährt den alten Peugeot-Renner. Auf die Rahmentasche von Brügelmann hatte er vergeblich gewartet, so geht es jetzt mit Vaters alten Packtaschen. So toll ist das aber auch nicht mit der Rahmentasche, zwischen den Beinen reibt es ganz schön. Karl hält noch recht gut mit.

Ins Gasthaus:
Nur 3 Kilometer weiter erreichen wir das Gasthaus Ehrwald. Die Diagnose lautet: 2 1/2 Mann kaputt, Rest heil. 4x Bouillon mit Ei+Brot und 3x Kalbfleisch mit Reis für Uli, Bernhard und Michi sind Balsam für die Lebensgeister. Bernhard legt sich auf der Wiese in die Sonne. 13:20 geht es wieder weiter. Um 14:04 ist die Fernpaßhöhe erreicht. Uli und Michi mußten kurz vom Rad. Michis "Boxer" hat kurz gekocht. 9 Minuten später erreicht Karl die Höhe, eine Minute später folgt Uli. Nach 10 Minuten Pause geht es hinunter. Welch ein Spaß ! Bei Markus fliegt erst mal die Mütze weg. Die Motorradfahrer sind bergab noch etwas flotter.

Kette runter:
Rasch ist Schloß Fernsteinsee erreicht. Karl muß seine abgelaufene Kette neu aufziehen. Über Nassereith geht es weiter nach Imst.

Gemischtes Eis:
Viertel nach 3 sitzen wir im Cafe auf der Terrasse und essen ein gemischtes Eis ohne Sahne. Uli verspeist ein Bananenboot.

Auf die Autobahn:
Bei der Weiterfahrt um 16:00 liefern wir uns ein Wettrennen mit einem österreichischen Mountainbikeradler. Im Eifer des Gefechts übersehen wir das Autobahnschild. Erst im Tunnel dämmert es uns, daß das so nicht richtig sein kann. Also das Rad auf dem schmalen Streifen wieder herausschieben und querfeldein Richtung Landstraße. Eine richtige Aufholjagd beginnt. Michi hinter mir beklagt den fehlenden Windschatten.

Ziel erreicht:
16:50 erreichen wir unsere Unterkunft in Landeck. 164 km haben wir zurückgelegt, die Verfassung ist ausgezeichnet. Mit dem Wetter haben wir Glück gehabt. Im Keller können wir die Räder einstellen. Die Zimmer sind 2-3-Bettzimmer mit Dusche und WC. Das Abendessen findet leicht verspätet statt weil 3 der Radler schon im Bett waren. Wir entscheiden uns für Menü 1, den Hackbraten mit Suppe und Eis. Michi bevorzugt eine Portion Käsespätzle. ¾ 9 Uhr liegen wir alle in den Betten, es war ein anstrengender Tag und morgen heißt es früh aufstehen.

Der 2. Tag:
6:20 wecken, 7:00 Frühstück. Trotzdem kommen wir nicht vor 8:17 los. Weiter geht es in Richtung Reschenpaß. Michi fährt Windschatten. Mit den vielen Autos macht es keinen Spaß.

Alte Landstraße:
Glücklicherweise ist bald die alte Landstraße erreicht, die wenig benutzt wird. An einem Supermarkt mit einer Waage vor der Tür machen wir kurz Pause. Uli, Bernhard und Michi wollen Müsliriegel kaufen. Michi's Nussini-Riegel erweisen sich als Fehlkauf. Leider gab es nur "mit Schokolade". Die wird jetzt ziemlich flüssig bei den sommerlichen Temperaturen. Wir merken, daß die Beschilderung hauptsächlich für Autofahrer gedacht ist. Beinahe wären wir wieder auf die Autobahn gekommen. Kurz vor 10:00 machen wir eine kurze Pause zum Hosenwechsel.

Den Reschenpaß hinauf:
Hinter Pfunds verlassen wir die alte Straße. Nun wird es ernst, den Reschenpaß hinauf. Flott triebele ich die 9% bergauf. Teilweise ist es eine richtige Wettfahrt mit den Lastwagen. Auch Michi fährt gut, er ist kaum zu bremsen. Die geschwungenen Serpentinen hoch. 11:57 sind wir oben an der Grenze, 50 km haben wir bisher zurückgelegt. Vorbei am Reschensee, toll die rasante Abfahrt nach Burgeis hinunter, durch ein Blumenmeer, bei vollem Sonnenschein. Bernhard und Uli kommen nach.

Rast in Burgeis:
19 Kilometer weiter, 12:50 erreichen wir den Bruggerhof, unseren Treffpunkt. Ich spüre meine Knochen. 5 Minuten später sind Uli und Bernhard da. Tortellini gibt es, dazu eine Williamsbirne und einen guten Capucino. Erich stößt zu uns, der uns die weitere Strecke nach Meran mit dem Motorrad begleiten wird. Gut erholt schwingen wir uns 14:30 wieder auf die Räder. Bis nach Meran ist es noch ein ordentliches Stück. Es beginnt eine Art Wettrennen mit Erich. Zuerst fährt er ein gutes Stück voran, wartet dann mit dem Fotoapparat um uns erneut einzuholen.

Gegenwind:
Ab Laas kämpfen wir mit einem warmen starken Südwind. Selbst an den Gefällestrecken muß bergab getreten werden.

Speichenbruch:
Karl hat Pech mit einem Speichenbruch, als er von einem überholenden Lastwagen auf“s Bankett abgedrängt wird. Die Nerven behalten heißt es, wenn schwere Lastzüge mit Tempo 80-100 überholen. Sie führen Böen mit sich, der Hänger läuft nach und schert in den Kurven aus. Der Fahrer vorne ist beruhigt, wenn er im Rückspiegel 30cm Abstand sieht, dem Radler jedoch wird es mulmig.

Eispause:
17:05 sind wir in Forst bei Meran, kurz vor unserem Ziel. Eine letzte Eispause ist angesagt. 35 Minuten später geht es weiter. Wie im Rausch geht es die letzten Kurven nach Marling hinunter.

Am Ziel in Meran:
Hurra wir sind da. Nur 10 Minuten haben wir für das letzte Stück gebraucht. Welch toller Empfang in der Max-Valier-Straße. Herta serviert vom bereitgestellten Tisch Orangensaft für die müden Krieger. Dazu kommt die allegemeine Bewunderung durch die Anwohner. Zum Abendessen gab es Südtiroler Schinken, Mortadella und Brot. Ein paar waren im nahegelegenen Sonnenheim untergebracht. 2 Betten und ein Notbett mit Dusche und WC unter dem Dach. Erst einmal die Sachen auspacken und dann ein Spaziergang mit Karl durch die weitläufigen Obstplantagen. Wahnsinn wieviele Äpfel es hier gibt.

Der 3. Tag:
Erst einmal ausschlafen. Nach dem ausgiebigen Frühstück fahren wir mit Erich in die Stadt, ins Radgeschäft wegen Karls Speichenbruch.

Reparatur Hinterrad:
Dummerweise ist die Speiche auf der Kranzseite gerissen. Ohne den passenden Abzieher für den japanischen Dura-Ace-Schraubkranz geht es nicht. Das einzige was bleibt ist Nachzentrieren ohne die Speiche. Im nächsten Laden gibt es den Abzieher, aber keine Chromspeiche. Also geht es mit dem abgeschraubten Kranz zurück zum Zentrierspezialisten, der in 10 Minuten eine hervorragende Arbeit leistet. 6000L (ca 6 DM) waren dafür wirklich nicht zu teuer. Die Entwicklung der Filme kostet hingegen 8500L incl. Rahmung. Mittags heißt es Kartoffelschälen und Geschnetzeltes rühren. Für 9 Mann zu kochen ist schon eine Aufgabe. Trotzdem bleibt Zeit für ein Schachspiel mit Michi. Anschließend noch beim Abtrocknen helfen.

Spaziergang zum Walweg:
Nachmittags unternehmen wir einen Spaziergang. Über den Walweg Töll-Marling. Dabei handelt es sich um eine Wasserumleitung um den Berg über kleine Schleusen. Erich ist dabei, Karl und später auch Herta. Von oben gibt es einen schönen Blick auf Meran. Im Gasthaus Walheim sitzen wir zu Kaffee und Eis. Zuhause folgen Kaffee und Kuchen. Lange haben wir uns mit dem Imker unserer Pension über die Bienenzucht unterhalten. Trotzdem bleibt noch Zeit 8 Postkarten zu schreiben.

Der 4. Tag:
Baden oder Bergsteigen stehen für heute auf dem Programm. Wir entscheiden uns für Letzteres. Ziel ist die 2295m hohe Mutspitze.

Zur Mutspitze:
Herta fährt uns bis zur Seilbahnstation im Dorf Tirol auf 600m Höhe. Als Aufstiegshilfe nutzen wir die Seilbahn bis Hochmut auf 1400m. Bis zum Gipfel ist es eine längere Wanderung. Weiter oben wabern Nebelschwaden, die aufwärts ziehen und oft die Sicht nach unten verdecken. Nach einer wilden Kraxelei über markierte lose Felsbrocken stehen wir um 11.05 auf dem Gipfel. Karl zeigt uns "seine" Berge. Leider ist das Gipfelbuch voll, eine Eintragung nur noch auf der ersten Einbandseite möglich. Nach Karls Faustformel überwindet ein guter Hochgebirgswanderer 400m Höhenunterschied je Stunde in steilem Gelände. Nun beginnt der Abstieg zum Mutkopf. In der Hütte gibt es eine Backerbsensuppe, Karl wählt Erbsensuppe mit Würsteln. Anstatt mit der Seilbahn hinunterzufahren wählen wir den "endlosen" teils steilen Abstieg zu Fuß über Thalbauer zum Tiroler Kreuz. Wie sagte Karl so schön: weil ein gscheiter Bergsteiger nicht mit der Seilbahn fährt, wenn er es nicht aus Zeit- oder sonstigen triftigen Gründen muß. Ganz schön in die Knie geht das. Kurz vor dem Ziel fängt es an zu regnen. Also kurz untergestellt und die mitgebrachten Kekse verspeist. Und weiter geht es bis zu einer Telefonzelle nahe der Seilbahntalstation. Herta holt uns weiter unten mit dem Auto ab.

Abendessen:
Zum Abendessen gibt es Spaghetti mit frischgeriebenem Parmesan. Mein Poloshirt hat gelitten, wie fast immer bei Spagetti. Anschließend Kaffee mit Apfelkuchen fast wie von Markus selbstgebacken.

Sachen packen:
Am Abend wird es Zeit die für die Rückfahrt nicht mehr benötigten Sachen zu packen für Luciano`s Heimtransport. Morgen geht es wieder heim, zuhause wartet die Arbeit. Also die benötigten Sachen ordnen, die Räder kontrollieren, noch einmal grob nachzentrieren und den quietschenden Zahnkranz mit etwas Liquimoly eingeölt.

Der 5. Tag:
Früh morgens sitzen wir schon beim Frühstück. Den Tee gibt es aus der Thermoskanne, die Wurst- und Käseplatte holen wir aus dem Kühlschrank. Auch der Garagenschlüssel liegt für uns bereit. Schade, daß wir schon wieder heim müssen.

Abfahrt von Marling:
5:34 sitzen wir zu dritt auf unseren Rädern. Wir beiden Weisser und Karl. Die anderen bleiben noch etwas länger. Leicht fängt es an zu nieseln, der Himmel ist bedeckt. 6:08 passieren wir die Etsch. Das Nieseln hat leicht nachgelassen, die Straßen sind jedoch noch feucht. Entlang der Straße sind gerade die Bewässerungsanlagen in Betrieb. 7:30 passieren wir Goldrano. Der Rückenwind macht die Fahrt recht angenehm. Kühl ist es. Eine halbe Stunde später haben wir die Steigung hinter Schlanders überwunden. Karl hat wohl etwas abgekürzt. Auf der Suche nach ihm sind wir einen Umweg gefahren.

Laaser Kapelle:
8:13 gibt es eine kleine Pause an der Laaser Kapelle. Markus macht den Vorschlag über das Stilfser Joch zu fahren bzw. in nur einem Tag bis München zu fahren. Für mich bleibt Zeit mein Rad zu putzen.

Schluderns:
20 Minuten nach 9 haben wir die Steigung hinter Schluderns überwunden. Auf dem blauen Schild steht 1000m. 12 Minuten später sind wir oben in Mals. Das 19-22er Ritzel reicht noch für die Steigung. Weitere 20 Minuten später ist der Bruggerhof in Burgeis erreicht. Bis hier waren es 63 Kilometer.

Espresso in Burgeis:
Probleme mit der Kraft gibt es noch nicht, allerdings knacken meine Unionpedale. Offensichtlich hat das Lager Spiel bekommen. Nach einem Espresso geht es um 10:30 weiter. Die Steigung hinauf zum Reschensee. Um 12:05 haben wir nach 19 Kilometern die Grenze am Reschenpaß erreicht. In den Packtaschen haben wir jetzt noch eine Packung Ortlerspeck. Gerne wollen die Carabinieri Karls alte Contaflex konfiszieren.

Pause in Pfunds:
In Pfunds machen wir eine Stunde Pause. Im Hotel Post gibt es zur Stärkung einen Käsetoast mit einer Flasche Almdudler. Leicht hat es angefangen zu regnen. Auf der Straße begegnet uns ein Radler aus Genua, der uns ein Stück weit begleitet.

Landeck:
Kurz nach 15:00 ist unser Gasthof in Landeck erreicht. Es regnet. Das Rad schaut einfach schrecklich aus. Trotz des Steckschutzblech bin ich hinten gewaltig vollgespritzt. Der Radler aus Genua fährt ersteinmal vorbei, Karl löscht aus Versehen seinen Tacho. 40 Minuten später machen wir uns an die für heute letzte Etappe. Über den Imster Berg nach Nassereith.

Übernachtung in Nassereith:
Um 17:00 haben wir es geschafft. Nach 166 Kilometern sind wir in Nassereith, Haus Gemsenblick, unsere bisher günstigste Übernachtung (DM 18.- / Person). Vor dem Zimmer im ersten Stock gibt es die dünnen Westernromane, eine nette Bettlektüre. Im Gasthof neben dem Gasthof Lang bekommen wir eine Riesenpizza für 2 Personen für 144 ÖS (ca 22.- DM). Karl hatte uns nach der Bergtour einen ordentlichen Muskelkater versprochen. Der macht sich jetzt vor allem beim Treppensteigen bemerkbar. Insbesondere herunter geht es nur mit einer besonderen Technik.

Der 6. Tag:
Morgens 8:15 heißt es wieder: Auf die Räder, fertig ... , los ! 20 Minuten später erreichen wir den Anstieg zum Fernpaß bei Schloß Fernsteinsee. Der Himmel ist bedeckt, warm nicht gerade. Nach einer Viertelstunde haben wir die Spitzkehre erreicht bei km 19.4. Unsere Durchschnittsgeschwindigkeit fällt nie unter 10km/h. Weitere 10 Minuten später sind wir bei km 21.2. Das rechte Knie schmerzt.

Am Fernpaß:
Nach 4 Minuten ist die Paßhöhe erreicht. Mit dem 22er Ritsel kommt man zwar hinauf wenn nicht allzuviel wehtut, das 26er ist allerdings deutlich angenehmer zu treten. Karl braucht auch nur 2 Minuten länger als wir. Schnell noch ein Gipfelfoto. 9:40 haben wir Ehrwald hinter uns gelassen. Vorbei an der oberen Wildwasserstelle. Trübe ist das Wetter heute, wir brauchen daher nichts zu trinken. Noch 5 Minuten bis zur ersten Grenze. Kurz etwas Alkohol auf das schmerzende Knie und weiter. Eine Viertelstunde später passieren wir die Grenze bei Griesen. Weitere 15 Minuten später erreichen wir den schönen Radweg, den wir leider nur etwa 10 Minuten nutzen können. 11:05 ist Oberau erreicht. Kühl ist es und es tröpfelt auch wieder. Nach einige Minuten schaut jedoch die Sonne kurz heraus.

Wanderweg Nr. 3 bis Ohlstadt:
In Eschenlohe wagen wir eine "Abkürzung" über den Wanderweg Nr. 3 nach Ohlstadt. Steil geht es hinauf mit dem 26er Ritzel. Nach kurzer Zeit heißt es absteigen wegen Traktionsschwierigkeiten. Von oben gibt es einen herrlichen Blick hinunter auf Eschenlohe. Drüben geht es ebenso steil hinunter wie bisher bergauf. 11:57 sind wir am 3. Gatter, 3 Minuten später haben wir wieder Asphalt unter den Rädern. Über Ohlstadt fahren wir weiter nach Großweil.

Fischfilet in Großweil:
In der Gaststätte bekommen wir ein Fischfilet, Karl hat einen Rinderschmorbraten. Draußen regnet es. Trotzdem wollen wir eine Stunde später weiter. Also raus mit dem gelben Regenponcho. Es ist eine einzige Pritschltour bis Penzberg, alles vollgespritzt trotz der eingesteckten Schutzbleche. Sogar oben auf der roten Werkzeugtasche klebt der Dreck. Langsam wird das Wetter besser, also weg mit den Regenponchos.

Sonne hinter Eurasburg:
Hinter Eurasburg scheint die Sonne. Ber Wolfratshausen geht es in die Pupplinger Au. Gleich bei der Einfahrt machen wir Halt bei der Gaststätte. Der Kaffee erscheint uns recht teuer mit 2.20 DM pro Tasse. Der Himmel ist bedeckt, die Straßen wieder trocken. Nach Karls Planung liegen wir gut in der Zeit. Eine Pause haben wir ausgelassen.

Wettrennen:
Dafür leisten wir uns jetzt ein Wettrennen mit einem Mountainbikeradler. Rasch sind wir an der Aumühle vorbei und stehen unten am Schäftlarner Berg. 15:50 ist es mittlerweile. Die Bergfahrt artet in ein Wettrennen aus, als uns ein Rennradler einfach überholt. 12 Minuten später sind wir oben, weitere 33 Minuten Stunde später wieder zuhause in Taufkirchen.

Wieder zuhause in Taufkirchen:
Als wir bei Rolf Sommerlatt läuten spendiert uns Hermine auf der Terrasse die ersten Erfrischungen. Rolf steht noch unter der Dusche, so früh hat er nicht mit uns gerechnet. 133 km haben wir heute zurückgelegt.

Der 7. Tag:
Sonntag ist heute, also eine ganz normale Ausfahrt mit dem Radlverein. In der 3. Gruppe fahren wir 63km über Straßlach, Mühltalberg, Pupplinger Au, Ascholding, einen Haken vor Thanning, Thanning, Sonnenham, Eulenschwang, Holzhausen, Jettenhausen, Deisenhofen zurück nach Taufkirchen. Für Frauen mit 10 oder 12-Gang-Rädern ist diese Tour mit einem 24er Ritzel am Berg schon etwas zu hart. Ziemlich mitgenommen hat mich die Tour. Wenigstens hatten wir keinen Unfall beim Bergabfahren wie in der ersten Gruppe.

Der 8. Tag:
Karl meint wir könnten die Buben abholen in Ohlstadt. Warum nicht? Um die Mittagszeit müßten sie dort sein. Das Sitzleder meiner gewaschenen Radhose ist noch nicht trocken, also rein in die Turnhose. 8:40 geht es los. Heute nehme ich mein altes Bauerrad, ein 26"-Dreigangrad. Karl hat sein 28"-Dreigangrad, Markus fährt mit dem Tourenrad. Rund 70 Kilometer sind es bis nach Ohlstadt. Die Straßen sind noch naß von einem morgendlichen Regenguß. Mit den echten Schutzblechen macht es deutlich mehr Spaß. Man wird einfach weniger vollgespritzt. In Wolfratshausen versorgt sich Karl mit Müsliriegeln und Trinktüten aus dem Tengelmann. Hinter Penzberg habe ich leichte Sitzbeschwerden auf dem neuen Sattel. Leider läßt sich das Sattelrohr nicht mehr weiter herausziehen. Es ist an der Zeit die lange Hose und die Ärmel auszuziehen. Langsam lassen die Kräfte nach. Beim Bäcker bekomme ich einen Laib 6-Kornbrot für DM 2.80. Freihändig läßt er sich recht gut verspeisen. Langsam kommt die Kraft wieder. Wir schaffen es noch rechtzeitig in Ohlstadt zu sein. Nach etwa 70 km sind wir da. Die Gaststätte, wo wir uns treffen wollten gibt es wohl nicht mehr. Auf der Suche treffen wir auf Bernhard, Uli und Michi. Erst einmal wird eingekehrt, in den Biergarten. Karl spendiert Ochsenfleisch mit Meerrettich. Frisch gestärkt brechen wir zur letzten Etappe auf. Gut läuft es mit dem 3-Gang-Rad wenn man sich erst einmal eingeradelt hat. Man schaltet deutlich öfter als beim Renner, das Schalten geht jedoch leicht und ohne Probleme wie das Abspringen der Kette. Dafür sind die Trittfrequenzen nicht so gleichmäßig. Bergab läßt man es einfach laufen, bergauf schaltet man sofort einen Gang zurück. Gut kann ich mit den 10-12-Gang-Rennern mithalten. Auch den Mühltalberg hoch geht es gut mit dem ersten Gang. Nur das Schutzblech wackelt, da ist wohl eine Schraube lose. Der Trinkflaschenhalter vorne am Lenker hat sich gut bewährt. Nach 140 Kilometern sind wir wieder zuhause.

Fazit der Radfahrwoche vom 23.5.-30.5.1988:
Etwa 800 km hatten wir in einer Woche zurückgelegt, ich davon etwa 140 km mit dem Dreigangrad. Trotzdem hatten wir uns nicht überanstrengt und nebenbei eine gesunde Bräune angeeignet. Die Organisation war gut. Zusätzlich benötigtes Gepäck für die Tage unten wurde vorgefahren und war am 29.5. mit den entwickelten Dias der Hinfahrt bereits wieder in Taufkirchen. Die Etappenquartiere waren vorgebucht, die Zeitplanung stimmte. Zur Nachahmung empfohlen. Diese Tour war neben der Heilbronn-Tour der Auslöser für die Mehrtagesfahrten, die wir in den nächsten Jahren im Radlverein in Taufkirchen durchführten. (aufgeschrieben 30.4.2000 aus Unterlage von 1988 Matthias Weisser)

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